Etwas Warmes braucht der Mensch und nicht nur bei schlechtem Wetter ist eine warme Mahlzeit Gold wert. Also muss ein Kocher mit. Welcher Brennstoff ist eine Frage der Region und der Außentemperatur, oft aber auch nur des persönlichen Geschmacks.
Für meine Touren in Skandinavien habe ich mich für einen Gaskocher entschieden. Die Kartuschen mit Schraubventil sind weit verbreitet und damit gut erhältlich. Sie sind weitläufig als Primus-Kartuschen bekannt, aber es gibt auch andere Hersteller mit Schraubventil (z.B. Optimus, MSR) die kompatibel sind. Nicht geeignet sind Stechkartusche von z.B. Campingaz, die kein Ventil besitzen.
Der Kocher sollte einen guten Stand haben, zuverlässig bei Temperaturen um den Gefrierpunkt funktionieren und sparsam sein. Ich mache nicht nur Wasser heiß, sondern koche auch mal mit zwei Töpfen. Damit schied ein geschlossenes System wie Jetboil aus.
Gaskocher Optimus Vega
Die Wahl fiel auf den Optimus Vega, der als Spinne konzipiert ist. Bei diesen Modellen wird der frei stehende Brenner per Schlauchleitung mit der Gaskartusche verbunden und nicht direkt auf die Kartusche geschraubt. Dadurch ist der Kocher zwar etwas schwerer, aber der Schwerpunkt ist deutlich niedriger und damit die Standfestigkeit höher.
Die Flamme lässt sich gut regulieren, verstellt sich aber auch gerne mal, sodass aufgedreht werden muss. Der Optimus Vega bringt ein Gewicht von rund 180g auf die Waage.
Um den Gasverbrauch gering zu halten, sollte ein Windschutz (41g) verwendet werden. Zudem stelle ich den Brenner auf einen Stein oder Carbon-Filz um das Ansengen des Untergrunds zu verhindern. Das Firebox Carbon felt für Hobo-Kocher wiegt 14g.
Für kalte Temperaturen gibt es die Möglichkeit die Kartusche auf den Kopf zu stellen, sodass mehr Flüssiggas zum Brenner fließen kann. Ich habe diese Funktion bei Temperaturen um den Gefrierpunkt noch nicht benötigt. Der Kocher ist so konstruiert, dass das Gas in der Zuleitung am Brenner vorbeigeleitet und vorgeheizt wird, bevor es im Brenner ankommt. Dieses reicht für Sommertouren auch in hohen Lagen vollkommen aus.
Gaskartuschen
Bleibt die Frage nach der benötigten Gasmenge. Ich koche 2-3 mal am Tag Wasser für Tee oder eine Nudelsuppe. Am Abend bereite ich die warme Hauptmahlzeit mit einer Kochzeit von 3-10 Minuten zu, wobei diese meistens am unteren Ende liegt. Ich komme in Nord-Skandinavien zwischen 12 bis 15 Tage mit einer 450g Primus Gaskartusche aus. Da viele meiner Wanderungen ein paar Tage länger dauern, nehme ich eine 450g und eine 230g Kartusche mit. Wenn es kalt ist, sollte auch am Ende noch eine heiße Suppe drin sein. Das Gefühl, die ist aber schon leicht, habe ich trotzdem irgendwann auf jeder Wanderung.
Gasgemische
Gaskartuschen haben den Nachteil, das bei niedrigen Temperaturen das Flüssiggas schlechter verdampft. Außerdem nimmt der Innendruck mit dem Verbrauch ab und die Leistung sinkt. Nach einer überraschend eiskalten Nacht, hilft es daher die Kartusche am Körper oder im Schlafsack vorzuwärmen, so das sich das Flüssiggas beim Kochen leichter verflüchtigen kann. Ist es jedoch Hochsommer, dann verdampft das Gas zu leicht und der Kocher erhält zu viel Gas. Es gibt daher verschiedene Gasgemische für unterschiedliche Jahreszeiten. Der Hersteller ist egal, Hauptsache die Kartusche hat einen Verschluss passend zum Kocher, also in meinem Fall einen Schraubverschluss, und das Gasgemisch ist für den Einsatzort/Jahreszeit geeignet.
In Skandinavien sind vor allem Primus Gaskartuschen erhältlich. Für Frühjahr bis Herbst und auch für kalte Nächte um den Gefrierpunkt eignet sich das Primus-Gemisch 4 Season (silber/rote Kartusche, bis ca -9°C). Es enthält ein Propan- und Isobutan-Gasgemisch und ist die Kartusche meiner Wahl. Nach Herstellerangabe können mit der 450g Kartusche ca. 30 Liter Wasser gekocht werden. Die neue Primus Power Gas S.I.P fällt in die selbe Kategorie und hat eine deutlich besseren CO2-Bilanz. Mein Händler in der Schweiz führt dagegen Optimus Energy-Gas, welches ich im Sommer in den Alpen über 2000 Meter Höhe verwendet habe.
An skandinavischen Hütten gibt es im Frühjahr oft noch Wintergas (braune Kartusche, bis -22 °C) im Verkauf, welches auch im Winter noch genügend Leistung zum Kochen bringt. Sie enthalten ein Propan- und Isobutan-Gasgemisch, mit einem hohen Isobutananteil.
Sommergas kann erst ab +15°C eingesetzt werden und ist für das Gebirge oder Skandinavien in der Regel ungeeignet. Dafür kann bis 40°C vernünftig gekocht werden. Wer dann noch etwas Heißes essen mag.
Kartuschengrösse
Gaskartuschen gibt es in der Regel mit 100g, 230g oder 450g Gas. Je größer die Kartusche, desto besser ist das Verhältnis von Gas zum Gesamtgewicht. Da das Schraubventil immer gleich wiegt, kommt bei größeren Volumen nur das Gewicht der größeren Blechummantelung dazu. So wiegen 2x 230g (460g Gas mit 770g) deutlich mehr als eine Kartusche mit 450g Gas (640g).
Hersteller | Gemisch | Gas | leer | Gesamt-Gewicht |
---|---|---|---|---|
Primus Power Gas | Propan, Isobutan | 100g | 98g | 198g |
Primus Power Gas | Propan, Isobutan | 230g | 160g | 390g |
Primus Power Gas | Propan, Isobutan | 450g | 195g | 645g |
Optimus Energy | 50% Butan, 25% Isobutan, 25% Propan | 100g | 103g | 203g |
Optimus Energy | 50% Butan, 25% Isobutan, 25% Propan | 230g | 154g | 384g |
Optimus Energy | 50% Butan, 25% Isobutan, 25% Propan | 450g | 181g | 631g |
Wohin mit der leeren Gaskartusche?
Gaskartuschen können nicht wieder aufgefüllt werden und müssen deshalb nach Verbauch entsorgt werden. Wer mit dem Flugzeug nach Hause fliegt, kann sie nicht mitnehmen. Doch wohin damit? Und wie sieht es mit einem Refill-Adapter aus?
Gefüllte oder angebrochene Kartuschen mit Gasresten gelten als Sondermüll und müssen beim Recyclinghof zur Entsorgung abgegeben werden.
Völlig leere Gaskartuschen dagegen sind ein wertvoller Rohstoff und können in Deutschland über die Wertstofftonne oder den Gelben Sack entsorgt werden. Dazu sollte der Brenner solange laufen gelassen werden, bis das gesamte Gas abgebrannt ist und die Flamme von selber erlöscht. Beim Schütteln der Kartusche darf keine Flüssigkeit mehr im Innern herumschwappen.
Leere Gaskartuschen bin ich in Skandinavien immer am Endpunkt losgeworden (besonders wenn dort auch Gas verkauft wird). Und selbst der grimmige Hüttenwart an der Singi-Hütte nahm die Kartusche nach einem erfolgreichen Schütteltest freundlich entgegen und stellte sie für die Winterabholung in den Container.
Aber wer kennt sie nicht, die Sammlung von fast leeren Kartuschen in der Selbstversorger-Küche am Ende eines Fernwanderwegs. Ist die Kartusche gerade erst angefangen worden, findet sich bestimmt jemand, der sie weiter verwendet. Jeder sollte sich aber vorm Deponieren einer weiteren fragen, ob man die Gaskartusche selber auf eine Tour mitnehmen würde (mehr Gas als Müll). Wenn nicht, ist das Abbrennen des Restgases die bessere Lösung.
Refill-Adapter zum Umfüllen von Gas sind mit äußerster Vorsicht zu verwenden. Was auf den ersten Blick praktisch erscheint, birgt gefährliche Tücken. Beim Umfüllen von einer Kartusche in eine andere darf diese weder überfüllt, noch mehr als 30% Propan enthalten, da sonst bei einem Temperaturanstieg Explosionsgefahr besteht.
Kochtöpfe von Snow Peak
Zum Kochen verwende ich Kochtöpfe aus Titan. Die Firma Snow Peak bietet ein Kochset mit zwei Töpfen in den Nenngrößen 1000ml (100g) und 780ml (80g) an. Beide haben einen tiefen Deckel (61g/52g), der auch als eine Art Pfanne verwendet werden kann. Zum richtigen Braten ist der Deckel nicht geeignet, aber für Rührei oder ein paar frische Pilze reicht es. Das Set wiegt zusammen 303g. Ohne den kleinen Deckel sind es 251g.
Um den kleinen Topf fest zu verschließen, habe ich einen runden Quarkbecher aus Kunststoff mit Deckel (14g + 6g) gefunden. Der Deckel passt perfekt und so kann ich den Topf zum Einweichen oder für Reste verschließen. In dem Becher bewahre ich meine Teebeutel auf und bei Bedarf habe ich einen weiteren Behälter für Blaubeeren oder Dessert.
Als Viel-Tee-Trinkerin möchte ich zudem auf meinen 450ml Becher (67g) der gleichen Firma nicht verzichten.
Als Besteck habe ich Löffel und Gabel aus Titan von Norsk. Beides wiegt zusammen 28g. Ein Spork (Löffel und Gabel in einen) finde ich unpraktisch.
Beim Messer scheiden sich die Geister. Je nach Zielgebiet ist es bei mir ein kleines Taschenmesser (32g) oder ein großes von Wenger (9.5 cm, 120g mit vernünftigen Dosenöffner!). Ein leichtes Messer ohne Schnickschnack gibt es mit 9,5cm-Klinge von Deejo (37g). Hauptsache es ist scharf, denn es sollte Salami, getrocknetes Rentier oder einen Weidenast abschneiden können. Wer mit dem Zelt den Kungsleden wandert, und an den Hütten nur das Essen kauft, weiß einen Dosenöffner zu schätzen.
In Zeiten von Messerverbotszonen, muss das Messer gut eingepackt und unerreichbar im Rucksack transportiert werden und nicht zugriffsbereit an Mann oder Frau.
Trinkflasche und Wasserbehälter
Auch wenn es in Skandinavien fast überall trinkbares Wasser gibt, habe ich gerne bis zu einem halben Liter griffbereit. Das reicht auch für die Zubereitung des Mittagessens, wenn mal kein Trinkwasser zur Verfügung steht. Eine kleine Pet-Flasche (mit Brausetablette), der Beefree-Wasserfilter (63g) oder ein 1-Liter Trinkbeutel von Platypus (27g) kommen je nach Tour zum Einsatz. Der Platypus ist ein robustes Leichtgewicht und lässt sich im leer platzsparend zusammenlegen oder -rollen.
Spätestens am Zelt ist ein größerer Wasservorrat nützlich. Ich nehme dafür einen 2-Liter Platypus (38g) als Wasserbehälter mit. Ist das Zelt aufgebaut, fülle ich den Beutel an der nahen Wasserquelle und habe so genügend Wasser für Abendessen und Frühstück. Während der Wanderung macht es nur selten Sinn, die vollen zwei Kilo durch die Gegend zu schleppen. Den Trinkschlauch verwende ich bei meinen Trekkingtouren nicht.
Wasserfilter
Wasser ist in Skandinavien reichlich vorhanden. Selbst Seen haben oft Trinkwasserqualität und so dass ich vor allem in Lappland auf eine Wasseraufbereitung verzichte. Mit ein wenigen Regeln kann gutes Trinkwasser sichergestellt und das Krankheitsrisiko deutlich gesenkt werden:
- schnell fließend, möglichst ein kleiner, kräftig sprudelnder Bach mit hohen Gefälle
- keine Siedlung oder gar Industrie am Wasserlauf
- kein Hütte oder Winterplatz der Samen oberhalb der Wasserentnahmestelle (Blick auf die Karte)
- keine Viehherden oder Landwirtschaft (Düngemittel!) am Wasserlauf
In dicht besiedelten Gebieten oder wie in den Alpen mit Weidevieh ist beim Trinkwasser erhöhte Vorsicht geboten. Im Zweifelsfall kann das Wasser abgekocht werden (3 Minuten sprudelnd kochen), was sich jedoch negativ auf den Brennstoffverbrauch auswirkt. Eine chemische Alternative sind Micropure-Wasserentkeimungstabletten. Die Silberionen machen das Wasser auch länger haltbar. Nachteilig ist die lange Einwirkzeit von 2 Stunden.
Als dritte Möglichkeit gibt es mechanische Wasserfilter, welche wirksam gegen Mikroorganismen sind. Sie sind inzwischen sehr leicht und haben eine große Durchlaufleistung. Der BeeFree-Wasserfilter kommt als 63g schwere Trinkflasche daher und schafft zum Beispiel 2 Liter pro Minute. An der Höga Küste und dem Bohusleden hätte ich nicht drauf verzichten wollen.