Zum Flüelapass
Morgens ist es kalt, aber trocken. Wieder lacht überwiegend blauer Himmel. Um kurz vor 9 Uhr habe ich fertig gepackt. Ich mache mich auf den Weg. Vor bei am See gehe ich wieder zum Wanderweg. Es sind schon viele Tageswanderer unterwegs und streben die Jöriseen an. Die morgendliche Stille wird von einem Armee-Hubschrauber gestört. Er landet weiter oben, dort wo ich gestern noch für einen kurzen Moment überlegt hatte mein Zelt aufzustellen. Nach kurzen Aufenthalt fliegt er weiter zum Flüela Wisshorn und setzt westlich der Winterlücke zwei Personen ab. Diesmal landet er am See. Beobachtet von den vielen Wanderern nimmt er die Personen wieder vom Grad auf und fliegt von dannen.
Nach 90 Minuten erreiche ich Wägerhütta. Der Parkplatz ist fast voll. Eine Gruppe Radfahrer macht auf dem Weg zum Pass eine Pause. Direkt am Haus liegt die Postbushaltestelle Wägerhus. Einkehren kann man nicht. Ich passiere das Haus und folge dem Flüelabach, welcher durch ein Flachmoor fließt. Auf der Passstraße am Gegenhang streben die Radfahrer zwischen den Autos dem Pass entgegen, ich dagegen beobachte während einer kleinen Pause ein paar Enten. Eine idyllische Landschaft, wenn da nur nicht die laute Straße wäre. Mit all den Pausen dauert es bis ich die zwei Kilometer bis zum Flüelapass zurückgelegt habe. Ich kehre im Hospiz auf der Passhöhe ein, auch wenn ich keinen richtigen Hunger habe. Ein Fitnessteller mit Hühnchen und dazu ein großer Suremost geht immer. Ich bleibe nicht so lange, da bereits die nächsten Gäste warten einen Platz zu bekommen.
An der Susasca zum Einstieg ins Radönt
Der Wanderweg führt an der Nordseite der Straße entlang. Er beginnt am Parkplatz. Nachdem ich dort die Mülltonne trotz Bärensicherung auf bekomme, kann ich noch den Müll der ersten Tage entsorgen. Wieder ein paar Gramm weniger im Rucksack. Ich passiere den Lai Nair und gehe an der Susasca entlang. Der Weg quert den Fluss über eine Brücke in der Nähe eines alten Bunkers aus dem 2. Weltkrieg. An der Postautohaltestelle Susch, Abzw. Schwarzhorn quert der Wanderweg die Straße. Hier beginnt der Einstieg ins Radönt. Vor mir wandern zwei junge Frauen mit schweren Rucksäcken und auch ein Paar scheint auf dem Weg zur Grialetsch-Hütte zu sein. Das wird eine späte Ankunft geben. Mir kommen die drei Damen von den Jöriseen entgegen und auch sie können sich an meinen großen roten Rucksack erinnern. Wir unterhalten uns etwas und sie berichten mir, dass es viele Schafe im Tal gibt, aber diese ängstlich seien. Zum Glück keine Kühe denke ich. Das Wetter ist morgen nicht so gut angesagt.
Wenig später kommt mir ein Paar entgegen und der Mann beginnt sofort mich auszufragen. Ob ich etwa aufs Schwarzhorn wolle. Als ich verneine, erzählt er mir, dass ich es nicht mehr bis zur Hütte schaffe und außerdem müsste ich da über riesengroße Felsen klettern. Das könne ich mit dem Rucksack nicht machen. Seiner Frau scheint sowas zu kennen und hält sich lieber im Hintergrund. Ich will ihm eigentlich nicht sagen, wo ich plane zu übernachten, aber das ich ein Biwak machen will, erscheint ihm unglaubwürdig. Wo ich denn hin wolle, fragt er mich wieder. Er tänzelt dabei vor mir auf dem Weg und stürzt fast ab. Danach geht er lieber weiter. Vielleicht hätte ich ihm einfachen sagen sollen, dass ich den Sonnenuntergang auf dem Schwarzhorn anschauen will und ob ich da oben zelten könnte. Motto doofe Fragen, doofe Antworten. Vermutlich wäre er dann aber wirklich abgestürzt.
Im Radönt
Ich wandere weiter und erreiche wenig später das Tal Radönt. Der Bach Ova Da Radönt entspringt unterhalb des Radüner Rothorns. Er führt schön Wasser. Da das obere Tal als alpines Auengebiet geschützt ist, will ich die Nacht am Taleingang verbringen. Auf der Karte habe ich mir das Gebiet um den kleinen See auf 2417m herausgesucht. Eine Familie sitzt zum Picknick am Nordufer. Ich quere den Ova Da Radönt auf einem kleinen Holzsteg und gehe über den nächsten Hügel. Dort biege ich vom Wanderweg ab und gehe Richtung See. Überall liegen Schafsköttel. Die Familie löscht gerade ihr Lagerfeuer. Ich lasse ich mich anderen Seeufer nieder und warte bis sie weggehen. Dann suche ich mir einen schönen Platz für die Nacht.
Am späten Nachmittag kommen die Schafe der Berghang herunter. Sie sind nicht so erfreut mich zu sehen. Am Zelt vorbeigehen mögen sie auch nicht und so stehen sie auf der anderen Seite des Seeabflusses und schauen zu mir rüber. Schließlich drehen sie um und ziehen talwärts Richtung Schwarzhorn. Vom See habe einen Superblick auf das Flüela Wisshorn.
Ich vertrete mir etwas die Beine und gehe so weit über das kleine Plateau bis ich ins Tal Chant Sura schauen kann. Am Schwarzchopf vorbei, kann ich nun bis zum Hospiz am Flüelapass schauen. Da ich noch dicht an der Straße bin, habe ich Handyempfang. Für morgen ist Regen angesagt. Das kann sich aber auch wieder schnell ändern. Über den Pass Fuorcla Radönt will ich aber nur bei gutem Wetter gehen. Ich sehe noch spät Wanderer den Weg vom Schwarzhorn herunterkommen. Als es ohne Sonne kalt wird, verkrieche ich mich in mein Zelt und schlafe früh ein.