Ich wache um 8 Uhr auf, frühstücke und packe meine Sachen. Der Wetterbericht sagt für den Nachmittag und die Nacht Regenschauer voraus. Bisher hatte ich wirklich Glück mit dem Wetter. Johan geht kurz vor mir los, denn er will heute schon nach Hause fahren. Für mich wird es ein langer Tag, aber ich will mir trotzdem die Zeit nehmen, um mir alles links und rechts des Wegs anzuschauen.
Nach einem kurzen Stück erreiche ich wieder die Schotterstraße, die mich zum Nedre Långevatten bringt. Auf der Anhöhe soll sich im Wald noch ein Windschutz befinden, aber ich achte nicht auf einen möglichen Pfad und erreiche bald den See. Zwischen Schotterweg und Ufer gibt es hier keine schöne Zeltmöglichkeit. Die Schotterstraße führt mich ins Döddalen, wo gerade Forstarbeiten stattfinden sollen. Zumindest weist ein Schild darauf hin. Der Weg wurde verbreitert und mit grobem Schotter angelegt. Teile des Bohusleden wurden vergraben, sodass der ehemalige Steg im Graben etwas komisch wirkt. Heute ist aber niemand da und auch der Wendeplatz ist leer. Der Bohusleden verschwindet hier wieder im Wald und steigt am Bachlauf auf. Ich passiere eine alte, aus Steinen errichtete Staumauer. Beim Anblick des Schilfs wähne ich mich schon am Övre Långevatten, doch tatsächlich befinde ich mich noch im Sumpf bei Röremaden.
Am Westufer des Övre Långevatten erwartet mich die nächste Windschutzhütte. Der Wegweiser zeigt 100 Meter an, weshalb ich mir einen Besuch nicht nehmen lasse. Die Hütte soll beliebt sein und ist in einem guten Zustand. Auch wenn ein Stück weiter am Ufer ein Haus steht, ist es ein sehr schöner Platz. Hinter dem Windschutz steht eine rätselhafte Kiste mit einem verrußten Kessel. Kiosk steht darauf und als ich sie öffne ist es ein: Kiosk! Leider kann man nur mit Swish bezahlen.
Zurück am Bohusleden wandere ich zunächst in die falsche Richtung. Der Weg entlang des Ufers ist so ausgetreten, dass ich nach 100 Metern merke, dass ich falsch bin. Nur wo ist die Abzweigung? Anstatt zum Ufer führt der Weg steil den Hang hinauf und weiter zum Stora Sörsjön. Am gegenüberliegenden Ufer sehe ich eine weitere einfache Windschutzhütte. Als ich ein Foto mache, sehe ich etwas Rötliches darin sitzen und vermute einen Fuchs. In den Karten ist kein Pfad dorthin eingezeichnet, allerdings sieht es so aus, als ob südlich des Sees ein unscheinbarer Pfad in diese Richtung führt.
Nach rund 700 Metern erreiche ich den nächsten Windschutz. Die im Herbst 2022 neu gebaute Windschutzhütte Tvängen liegt oberhalb des Sees. Die Feuerstelle mit Sitzbänken befindet sich ungewöhnlicherweise neben der Hütte. Am See gibt es zudem einen Steg. Das Gelände ist recht abschüssig, weshalb Zelten schwierig ist. Ich mache eine kurze Pause und esse etwas.
Keine hundert Meter weiter erreiche ich Räveklämman. Ein Schild verrät mir, dass es sich bei den Ruinen um die Überreste eines kleinen Bauernhofs handelt, der zum Gehöft Längevatten gehörte. Auf 8 m² lebte hier bis 1910 eine Familie. Dazu gab es einen 6 m² großen Keller mit Fenstern. Das noch bestehende Gebäude hat keine Fenster, aber das Erddach ist intakt. Es soll sich dabei um den Keller handeln. Er ist mit Tannenzweigen ausgelegt und ich vermute, dass hier die gleichen Pfadfinder übernachtet haben wie am Windschutz Holmevatten. Links davon stand das Wohnhaus und rechts davon war der Stall. Bewirtschaftet wurden 0,6 ha Ackerland, das aus Moorboden bestand. Hinzu kamen 9 Hektar minderwertiges Weideland, das aus Heide-, Berg- und Feuchtgebieten bestand. Das Gras wurde mit der Sense geschnitten und im Winter als Heu an die Tiere verfüttert. Hundert Jahre später stehe ich hier und frage mich, wie man dort einen kalten Winter verbringen konnte.
Ich passiere den Abborrvatnet. Am vom Schilf umgebenen See soll es den Abborrvattnets badplats geben, aber das kann ich mir kaum vorstellen. Nach Baden sieht es hier nirgendwo aus. Jemand hat Äste ausgelegt, um ans Wasser zu gelangen. Der Untergrund schwankt deutlich unter meinem Gewicht. Hier wieder aus dem Wasser zu kommen, dürfte sehr schwierig sein. Durch den Wald ist es zudem sehr schattig.
Ich wandere weiter und bin wenig später wieder auf einem alten Weg unterwegs. An einem Felsen klebt die nächste Ruine einer Backstuga (Berghäuschen). Hier wohnte der Schneider Otto Karlsson mit seiner Frau und den vier Kindern auf 13 m². Das Land gehörte zum Gehöft Bokedalen. Vor allem arme Leute bewohnten diese Häuser und verdienten ihren Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeiten. Das Land war felsig und karg und reichte gerade für ein kleines Kartoffelfeld. Durch die Einbeziehung eines Felsens als Mauer wurde auf dieser Seite das Holz für eine Wand gespart. Bis in die 1880er Jahre wurde dieser Ort bewohnt.
Gegen 12 Uhr erreiche ich die Straße bei Grandalen. Das nächste Etappenschild ist erreicht und ich habe nun das Svartedalens naturreservart verlassen. Von den 19 Kilometern bis Fontin in Kungälv muss ich heute noch rund 12 Kilometer zurücklegen. So langsam bekomme ich Hunger. Für die Mittagspause habe ich mir das Gehöft Dalen ausgesucht. Es gehört heute dem Heimatverein. Dort gibt es Trinkwasser, eine Toilette und Picknicktische. Bis dahin geht es nördlich von Bråta durch den Wald. An der Zufahrt zum Anwesen wird vor einem Hund gewarnt. Eine Waldstraße bringt mich nach Westen.
Die letzten 200 Meter führen wieder auf einem schmalen Weg durch den Wald. Ich rieche Rauch und höre ein Stimmengewirr, bevor ich das Gehöft sehen kann. Ich habe nicht bedacht, dass der Heimatverein das Gelände an dem langen Wochenende anders nutzen könnte. Als ich ankomme, ist viel Betrieb. Große Zelte stehen auf den freien Flächen, viele Jugendliche rennen auf dem Gelände herum und an der Wasserpumpe steht eine Schlange. Es wird wohl gerade abgewaschen. Ich wandere gleich weiter.
Der Weg steigt wieder an und umgeht die sumpfigen Täler über die Höhen. Als ich einen flachen Felsen erreiche, beschließe ich, hier, mitten im Wald, meine Mittagspause zu machen. Mein Wasser reicht für Asia-Nudeln und eine Tasse Tee. Weiter geht es durch den Wald. Er ist schön, aber irgendwie habe ich nun auch genug Bäume gesehen. Um 14:15 Uhr erreiche ich die Straße 634 und werde von einer Familie auf dem Fahrrad mit Tourengepäck überholt. Während der Vater ein Kind im Anhänger hat, darf die Tochter bei der Mutter auf dem angehängten Kinderrad sitzen. Es geht kräftig bergan und die Mutter muss immer wieder absteigen. Die Tochter möchte aber nicht mittreten, sondern weint lieber. Ich schlage der Mutter vor, mit der Tochter zu tauschen. Sie lacht, und die Tochter tritt nun lieber auch in die Pedale.
Für mich geht es nun zum Romesjön. Ich laufe an einem Bachlauf entlang durch einen schönen Wald und über Felder mit Pferden und erreiche Stenhålt. Hier ist die Zufahrt zum Badesee mit Parkplatz und vielen Hinweisschildern. Zelten ist nur im festgelegten Bereich erlaubt und die Zelte müssen am Morgen abgebaut werden. Zudem darf die Umkleidehütte zu keiner Zeit blockiert werden. Der Platz ist ganz schön. Die Badesaison hat noch nicht begonnen, denn die Stege liegen noch an Land. Es gibt ein Dixi-Klo, Feuerstellen mit Sitzgelegenheiten und eine Umkleidehütte. Der Wind weht kalt, also setze ich mich vor die Umkleide und schaue mich um. Der Zeltbereich befindet sich im hinteren Bereich, fast im Gestrüpp, und der Boden wirkt feucht. Der Wetterbericht für heute Nachmittag ist deutlich besser geworden. Ich entsorge meinen Müll und bunkere zwei Liter Wasser, da ich heute im Windschutz auf dem Aleklätten übernachten möchte.
Entlang des Ufers und über eine Wiese geht es nach Alekärr. Im Zickzack durch die Häuser und an einem weiteren Pferdehof vorbei führt mich der Bohusleden wieder in den Wald. Bei Bakeröd quere ich die Straße 626, an deren Ecke eine kleine runde Hütte steht. Neugierig, wie ich bin, öffne ich die Tür zu einem kleinen Wartehäuschen. In der Ferne kann ich den Aleklätten mit seinen Mobilfunkantennen schon sehen. Es sieht gar nicht mehr so weit aus, aber der Bohusleden macht noch eine Schleife. Vorbei an einem Grabfeld aus der Eisenzeit geht es weiter durch den Wald. In Högen kann man Honig kaufen. Inzwischen sind die Regenwolken da und es tröpfelt vereinzelt. Als es mehr wird hole ich Regenjacke und -cover heraus. Und dann ist es auch schon wieder vorbei.
Mir kommen Mountainbiker entgegen. Das Gebiet scheint bei Radfahrern allgemein beliebt zu sein, zumindest den Spuren nach zu urteilen. Kurz vor der Straße 625 passiere ich ein Lager im Wald. Jemand hat es sich dort in einer Hängematte gemütlich gemacht. Ich finde das etwas finster und hoffe zugleich, dass der Windschutz noch frei ist. Ich quere die Straße und stelle fest, dass ich statt Wasser vom Romesjön mitzuschleppen einfach die Straße 250 Meter bis zum Tvibotten hätte gehen können. Der kleine Bach am Fuße des Aleklätten ist dagegen nur ein feuchter Graben.
Der Bohusleden führt am Fuße des Aleklätten vorbei. Der Wald ist licht und der Boden ist mit Buschwindröschen bedeckt. Es wirkt hier schon fast wie ein Park. An der Abzweigung zum Aleklätten wird nur der Aussichtspunkt (134 m) in 800 Metern Entfernung angezeigt. Der neue Pfad ist in der Online-Karte von Lantmateriet noch nicht eingezeichnet. Er führt von der Ostseite auf den Berg hinauf. Die 80 Höhenmeter sind einfacher zu bewältigen als befürchtet. Zumal die Höhe stufenweise erklommen wird. Oben angekommen, sehe ich die neue Windschutzhütte. Es ist niemand da.
Der Vindskydd Aleklätten wurde im Oktober 2024 erbaut und riecht noch richtig nach frischem Holz. Es gibt hier oben weder Wasser noch die Möglichkeit zu zelten. Nördlich der Hütte stehen einige Sendemasten und Mobilfunkantennen mit ihren elektrischen Containern. Westlich auf den Felsen gibt es zudem einen Picknicktisch. Die nach Süden ausgerichtete Windschutzhütte verfügt über eine Feuerstelle und ist zwischen dem Gebüsch gut vor Wind geschützt. Ich fege den Boden, benutze mein Zelt als Unterlage und lege darauf Isomatte und Luftmatratze. Dann gibt es erst einmal einen Cappuccino in der Sonne. Das Wasserschleppen muss schließlich belohnt werden. Zum Abendessen gibt es Kürbis-Eintopf mit weißen Bohnen und Kartoffeln. Ein Trailrunner kommt vorbei und winkt. Später kommt noch eine junge Frau zum Aussichtspunkt, die in der Nähe einen Kurs belegt hat. Der Ausblick von hier oben ist einfach toll. Ich kann die Häuser von Göteborg sehen und die Wälder im Norden. Gegen 21 Uhr gehe ich ins Bett. Die Sonne ist hinter den Wolken verschwunden und es wird schnell kalt. In der Nacht soll es regnen. Gegen zwei Uhr höre ich, wie die Regentropfen auf das Dach prasseln. Der Schauer ist aber nur kurz.