Bohusleden Süd
Bohusleden Süd

3. Tag: Stora Hällesvattnet · Ålslån · Bjursjön · Skalbanksmuseum · Vindskydd Köperödssjön

Vom Stora Hällesvattnet zum Köperödssjön Vindskydd

Trotz warmen 7 °C war die Nacht richtig frisch. Als ich aufstehe, ist der Kieler mit dem Packen schon fast fertig. Wir wollen heute getrennt wandern, jeder in seinem Tempo, und uns abends am Vindskydd Köperödssjön wieder treffen. Ich frühstücke, trinke Tee und packe in Ruhe meine Sachen zusammen. Viertel vor neun verlasse auch ich den schönen Platz und gehe die rund 100 Meter zur Hällestugan. Hier gibt es eine offene Toilette und eine Wasserpumpe, die aber kein Wasser hochbefördert.

Ich passiere die Ruinen einer kleinen Wassermühle. Im Bachbett liegt noch das Mühlenrad. Ein Picknicktisch lädt zum Verweilen ein, doch dafür ist es noch viel zu früh. Kurz nach 9 Uhr erreiche ich den Hof Ålslån. Unter der Woche wird der Hof von der Naturschule Uddevalla genutzt. Heute sitzen aber nur zwei Wanderer im Windschutz der Scheune und trinken ein dampfenes Heißgetränk auf der Thermoskanne gegen den eiskalten Wind.

Der Fahrweg führt nun zur Brücke über den Bäveån. Auf der nördlichen Straßenseite grenzt ein militärisches Übungsgebiet mit entsprechenden Warnschildern daran. Anschließend geht es wieder in den Wald. Im Sumpfgebiet Havskuren nördlich von Uddevalla erwartet mich eine rund einen Kilometer lange, gerade Strecke. Sie ist jedoch abwechslungsreicher als gedacht und ich habe das Gebiet schnell gequert. Die ersten Jogger kündigen das Naherholungsgebiet am Bjursjön an. Irgendwo nehme ich eine falsche Abbiegung und lande auf der beleuchteten (Ski-)Langlaufstrecke. Nach einem Schlenker zum Skistadion erreiche ich den Parkplatz oberhalb der Bjursjöstugan. Von dort sind es nur wenige Meter zum Badeplatz am See Bjursjön.

Leider ist die Bjursjöstugan geschlossen und die Sonne hat sich hinter den Wolken versteckt. Es ist noch nicht einmal 12 Uhr, aber ich habe bereits 9 Kilometer zurückgelegt und könnte auch schon wieder etwas essen. Also setze ich mich an einen der Picknickplätze und mache Mittagspause. Einige Jogger und Hundebesitzer drehen ihre Runde um den See. Ursprünglich wollte ich auf der Wiese am Nordufer übernachten. Hier am Südufer gibt es zwar ein Dixieklo, doch der Wiesenstreifen ist schmal und abschüssig.

Um halb eins wandere ich weiter. Ich latsche die Strasse lang und passiere den Hundebadeplatz am Südende des Sees. Dann sehe ich wieder keine Wegmarkierungen mehr. Schon wieder habe ich die Abbiegung des Bohusleden verpasst. Während an anderen Abzweigungen ein nicht zu übersehendes Hinweisschild steht, ist es hier nur eine Wegmarkierung, die vom breiten Hauptweg weglenken soll. Wer an solchen Stellen träumt, kommt leicht vom sehr gut ausgeschilderten Bohusleden ab. Ich muss also wieder ein Stück zurück, bis ich die Abzweigung sehe und richtig weiterwandern kann.

Der Bohusleden führt wieder durch den Wald und versucht, die Straßen möglichst zu meiden. Schließlich geht es nicht mehr anders und ich stehe am breiten Nordmannerödsvägen. Immerhin gibt es an der Hauptstraße 172 einen Fußweg. Nach rund einem Kilometer erreiche ich den Rand eines Gewerbegebiets. Geradeaus befindet sich Blomsterlandet Uddevalla, wo sich auch ein Restaurant hinter verbirgt. Auf der anderen Straßenseite erwarten mich dagegen die großen Muschelbänke im Kuröds skalbankar naturreservat.

Das dazugehörige kleine Museum ist geschlossen. Vor rund 10.000 Jahren war dieses Gebiet von Meerwasser bedeckt, wodurch riesige Muschelhügel entstanden. In den Muschelbänken wurden Schalenreste von rund 100 verschiedenen wirbellosen Meerestieren gefunden. Aber auch die Skelette von Walen, Robben und Fischen. Noch immer weht ein eiskalter Wind, weshalb ich nur eine kurze Pause mache.

Der Bohusleden führt mich nun über eine Treppe hoch auf die grünen Hügel. Der Weg schlängelt sich durch das Reservat und verlässt es an einem Bachlauf entlang. Hier ist etwas in die Natur gelangt, das nicht dorthin gehört. Zumindest stinkt die braune Brühe bestialisch, und ich bin froh, als der Weg endlich abzweigt.

Ich bin wieder auf der Straße. Am Ortseingang von Gräskärr steht ein Schild mit der Aufschrift „SIS ungdomshem Ljungbacken”. Ein Jugendheim, denke ich noch. Die ersten Häuser sind die typischen kleinen roten Schwedenhäuser. Doch mit jedem Schritt wird es bedrückender. Der Sportplatz ist von einem hohen Zaun umgeben, die größeren Häuser haben kaum Fenster und vor den Türen stehen Käfige wie bei einem Hühnerverschlag. Mir kommen drei Jugendliche mit zwei Betreuern entgegen. Die Betreuer grüßen freundlich, doch die Jugendlichen beachten mich nicht weiter. Später erfahre ich, dass hier Jungen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren betreut werden, die durch psychosoziale Probleme, Kriminalität oder Drogenmissbrauch aufgefallen sind. Ich bin irgendwie froh, als ich die Siedlung hinter mir gelassen habe.

Eine Viertelstunde später stehe ich zum ersten Mal am Ufer des Stora Köperödssjön. Da die Windschutzhütte jedoch am anderen Ufer liegt, habe ich noch zwei Kilometer vor mir. Der Pfad steigt kräftig an. Der See liegt nun rund 30 Meter unter mir. Nach einem kurzen Stück geht es wieder steil hinab zu einer kleinen Brücke, die über den Verbindungskanal zwischen Lilla und Stora Köperödssjön führt. Es stürmt stark und der Wind drückt das Wasser in den kleineren See. Einen kurzen Augenblick überlege ich, meinen schmerzenden Füßen nachzugeben und auf der kleinen Landzunge mein Zelt aufzubauen, doch dann überzeugt mich die nächste kräftige Böe, weiterzuwandern. Zuvor bewundere ich noch eine 1981 gepflanzte Eiche, die an die Gründung des Bohusläns Skogskarlarnas Klubb im Jahr 1939 erinnert.

Es geht weiter durch den Wald, der sich östlich des Sees erstreckt. Vor mir taucht eine breite Staumauer auf. In der Mitte hat sie einen tieferen Überlauf und die Stufe erscheint mir für meine kurzen Beine recht hoch. Da der Überlauf trocken ist, folge ich dem Weg durch das Flussbett. Nun kann es nicht mehr weit sein. Wieder taucht eine Staumauer auf, über die ein Pfad führt. Hier müsste es zum Windschutz gehen, aber es gibt kein Hinweisschild. Der Weg ist ausgetreten und mit einem blauen Punkt markiert, sodass ich ihm folge. In einer Senke wird es kurz etwas sumpfig, aber nach rund 500 Metern erreiche ich den schön gelegenen Windschutz und treffe den Kieler wieder.

Um den Windschutz herum ist es sehr felsig. Rund 50 Meter den Pfad zurück gibt es jedoch eine größere Lichtung im Wald, die zudem windgeschützt ist. Der Wind weht immer noch kräftig und steht genau auf dem Windschutz. Der Abend wird von Kanonendonner begleitet, denn in der Nähe des Sees befinden sich einige Schießstände, und es scheint, als wäre das Kaliber etwas größer. Zum Glück ist es in der Nacht ruhig. Die Etappe war rund 20 Kilometer lang und meine Füße schmerzen. Heute ist wieder Spaghetti-Tag bei mir und ich entscheide mich für Lachs-Sahnesoße.

Das Wetter soll weiterhin gut bleiben. Da ich für die Strecke zwei Tage länger geplant habe, werde ich den Kieler morgen Abend vermutlich nicht mehr treffen. Wo wir jeweils landen werden, ist schwer vorauszusagen, denn im Zielgebiet geht es recht lange die Straße entlang. Vielleicht treffen wir uns aber noch mittags in Stenshult. Als ich meine Sachen zum Zelt trage, zischt es beim Abstellen in der Tasche. Der Regler vom Kocher hat sich irgendwie geöffnet. Mist. Ich hoffe, es ist erst jetzt passiert und ich habe nicht zu viel Gas verloren. Zumindest fühlt sich die Kartusche noch sehr voll an.

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