Trotz des Verkehrslärms habe ich gut geschlafen. Zu gut sogar, denn obwohl ich heute einen langen Tag vor mir habe, komme ich erst spät los. Es ist bereits Viertel vor 9 Uhr, als ich den Platz verlasse. Ich inspiziere noch die zweite Landzunge, wo bei meiner Ankunft gestern noch Leute waren. Es scheint etwas ruhiger zu sein, aber die Straße hört man auch dort. Als Nächstes kommt der Vindskydd Norra Långevattnet. Er liegt auf einer felsigen Landzunge, aber zum Zelten sind die beiden anderen Stellen besser geeignet. Wieder passiere ich eine Lichtschranke, die die Wanderer zählt. Die Rasthütte steht auf einem Schotterplatz in der Ecke. Sie ist nicht wirklich zum Übernachten geeignet. Hier wird Feuerholz für 50 Kronen verkauft. Die Boxen, in denen sich das Holz befindet, werden per App geöffnet.
Ich folge dem Fahrweg und bin schnell in der Siedlung Kristinedal am See Stensjön. Mein Hotel für morgen liegt nur zwei Kilometer die Hauptstraße entlang. Für mich geht es aber weiter auf dem Bohusleden über die Brücke über den Ståloppet. Am Parkplatz an der Brostugan steht die Etappentafel. Die letzte Etappe sind noch 25 Kilometer bis Älvsåker.
Als Nächstes erwartet mich das Gunnebo Kulturreservat mit dem Gunnebo Slott. Die alte Brostugan musste 1957 dem Parkplatz weichen. Das heutige Gebäude wurde vom Verein Gunnebo vänner in Eigenarbeit errichtet und 2006 fertiggestellt. Hier lebte früher ein Kleinbauer, der auch Torwächter des Schlosses war und darauf achtete, dass ungebetene Gäste das Gelände nicht betraten. Heute wird um eine freiwillige Spende von 50 Kronen per Swish für den Unterhalt gebeten. Ich durchschreite das Tor.
Der Bohusleden führt durch eine Parklandschaft mit alten Bäumen zum Schloss. Das 1796 fertiggestellte Herrenhaus war der Sommersitz des Göteborger Kaufmanns John Hall. Zwei Gärtner kommen mir auf einem Golfcart entgegen. Der Bohusleden führt direkt zum Hauptgebäude des Schlosses. Hinter dem Schloss befinden sich weitere Gebäude, darunter ein Shop, ein Restaurant und eine Bäckerei. Für mich geht es am Garten entlang zur Orangerie. Der Weg führt am Engelska kullen entlang unter der Eisenbahn hindurch zu Herkulesgårdens motionscentral. Das Klubhaus ist geschlossen. Direkt neben dem Parkplatz befindet sich eine Rastschutzhütte.
Auf der Strasse geht es durch Gunnebodal und dann auf einem Fußweg zum Södra Långvatten. Hier befindet sich der Badestrand Kikås Långvatten mit einigen schönen Felsen und einem kleinen Sandstrand. Ein Auto mit offenen Türen beschallt den schönen Ort mit nicht so schöner Musik. Der Bohusleden führt am höheren Südufer entlang. Ein altes Schild warnt mich vor einem Schießplatz, der wohl nicht mehr vorhanden ist. Südlich des Waldstreifens hat sich die Abfallindustrie angesiedelt, deren Lärm zu mir herüberschallt. Auf halber Strecke erwartet mich das Kikås Insektshotell. Die Anlage dient als Freiluftklassenzimmer und wurde auf der sanierten Deponie errichtet. Ich lasse mich an einem der Picknicktische nieder und esse etwas. Viele Insekten sind hier noch nicht zu bewundern. Ich habe rund 4½ Kilometer geschafft und es ist schon halb zwölf. Ich bleibe nicht lange und wandere weiter. Am Südufer gibt es schöne Felsen am Badplats Södra Långevattnet. Hier komme ich auch dem Ufer wieder nahe.
Ein Stück weiter erwartet mich ein umzäunter See. Hier wird das Sickerwasser der ehemaligen Mülldeponie aufgefangen. Zum Glück verschwindet der Bohusleden gleich wieder im Wald und führt ein Stück durch das Naturreservat Hårssjön-Rambo mosse naturreservat. Über Felsen führt der Weg über ein von Felsen dominiertes Plateau östlich des Rambo-Moors. Aufgrund der langen Trockenheit sind die Stellen zwischen den Felsen mit Stroh bedeckt.
Kurz vor 13 Uhr erreiche ich den Rastplatz Horsickan. Er liegt wunderschön auf einer felsigen Landzunge. Die Rastschutzhütte ist allerdings nicht zum Übernachten geeignet. Der einzige kleine Rasenplatz wird von einer Kanadagansfamilie besetzt. Auf der gegenüberliegenden Seeseite liegt der Badestrand. Der Platz scheint gut besucht zu sein, denn es gibt viele ausgetretene Pfade. Und schon bekomme ich die Abzweigung nicht mit und folge mal wieder den falschen Pfad. Spätestens nach 100 bis 200 Metern fällt mir die fehlende Markierung auf. Mit etwas mehr Aufmerksamkeit an der letzten Markierung finde ich schließlich den richtigen Weg.
Weiter geht es durch einen schönen Wald zum See Rävekärrs Långevatten. Ein Eichhörnchen flüchtet sich mit einem Tannenzapfen auf einen Baum. Ich passiere den See über die Höhen am Südufer entlang. In einem großen Bogen um den Nordtjärnen nähere ich mich dem Stora Tjärnet. Dort gibt es einen Windschutz, wo ich mein Mittagessen einnehmen möchte. Um 14:20 Uhr erreiche ich die Våmmedalstjärns Vindskydd (auch Vindskydd Stora Tjärnet genannt). Die Windschutzhütte liegt am Südufer des Stora Tjärnet, der auch Våmmedals tjärn genannt wird. Der See ist von reichlich Schilf umgeben und dürfte viele Mücken haben. Ich koche noch einmal Asia-Nudeln. Das Gas dürfte nun nur noch für eine Tasse Wasser reichen. 10½ Kilometer habe ich erst zurückgelegt und es ist schon 15 Uhr als ich weiter wandere.
Vom Stora Tjärnet aus ist es nicht mehr weit bis nach Källered. An der Sportanlage vorbei erreiche ich den schönen Badestrand am Tulebosjön. Zwei Jungen mit Rollern sprechen mich an und üben etwas ihr Englisch, während ich meinen Zeh neu verpflastere. Nun geht es für mich den Hang hoch und ich lande an einer Schule. Gerade steht Kugelstoßen im Sportunterricht an und der Bohusleden führt mich mitten hindurch. Hinter dem Hallenbad entlang gelange ich wieder ins Gehölz. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie der Bohusleden möglichst viel Asphalt umgeht, selbst wenn es nur ein kurzes Stück durch das Buschwerk ist.
Wenig später bin ich wieder im Grünen. Ich folge dem schönen Levereds Kulturstig. Hinweisschilder bieten Erklärungen zu den Sehenswürdigkeiten auf dem Gebiet der ehemaligen Hofstelle Levered. Vorbei an Steinmauern und Buschwindröschen ist es ein sehr schönes Gebiet. Eine ältere Dame mit Hund zeigt mir freudig eine zartrosa Blüte, die sie zwischen den weißen und lila-farbenen Buschwindröschen gefunden hat. Das schöne Stück ist schnell vorbei und ich erreiche den Friedhof. Hier erspähe ich einen Wasserhahn und fülle meine Wasserflasche auf.
Nun warten die Eisenbahn, die Straße und die E6 auf mich und der entsprechende Verkehrslärm. Das ist für mich das schlimmste Stück des gesamten Bohusleden. Ich muss zweimal hinschauen, damit ich nicht in die kleine Straße vor der Eisenbahn einbiege, aber der Bohusleden führt direkt am Gamla Riksvägen entlang. Radfahrer und Fußgänger teilen sich den Fußweg. Gerade ist Feuerabendverkehr auf Radweg und Straße, weshalb ich froh bin, als der Bohusleden durch das Unterholz zwischen Straße und dem sumpfigen Sagsjön führt. Trotzdem ist es nicht schön, quasi im Straßengraben zu wandern. Und so bin ich froh, als ich hinter dem Sagsjön die ersten Häuser von Lindome erreiche.
Der Bohusleden führt nun durch eine Siedlung mit kleinen Einfamilienhäusern. Nach einem Anstieg erreiche ich einen kleinen Spielplatz mit einem Picknicktisch und setze mich. Endlich kann ich mal wieder eine kurze Pause ohne Verkehrslärm machen. Zwischen den Häusern liegt ein kleines Naturgebiet mit dem See Isaksmosse und einem Grillplatz. Mich zieht es zum Supermarkt. Über einen letzten kleinen Hügel und zwischen Wohnhäusern hindurch stehe ich plötzlich in der Fußgängerzone. Es ist 18 Uhr und da ich noch ein Stück vor mir habe, entscheide ich mich, nicht essen zu gehen, sondern im Supermarkt etwas zu kaufen und dann auf einer der Bänke zu essen. Zum Abendessen gibt es einen Hühnchen-Wrap, einen Joghurt und eine Zitronenlimonade. Da ich fast kein Gas und kein Müsli mehr habe, kaufe ich für das Frühstück drei Kanelbullar. Für unterwegs noch etwas Schinken und zwei Mandarinen und für die Ankunft in Älvsåker eine Cola. Draußen finde ich einen Picknicktisch. Ich esse, verstaue die Einkäufe und bin nach einer halben Stunde bereit, aus der Stadt zu laufen.
Mit müden Füßen geht es durch Vororte und entlang der Straße. Nach zwei Kilometern biegt der Bohusleden endlich wieder in den Wald ein. In der Bunketorps friluftsområde erwarten mich allerdings breite Wege, die im Winter als Skiloipe dienen. Mir kommen Hundebesitzer und Jogger entgegen. Ich hoffe trotzdem, am Norra Barnsjön einen Platz zu finden. Um 19:30 Uhr erreiche ich den Rastplatz Norra Barnsjön. Hier steht eine Rastschutzhütte und in der Nähe gibt es einen ebenen Platz. Mein Garmin zeigt rund 25 Kilometer an, was mir für heute reicht. Ich baue mein Zelt auf und setze mich mit einer Kanelbulle in die Sonne. Zwei Reiter kommen mit ihren Ponys vorbei. Wir unterhalten uns etwas, dann reiten sie den Uferpfad entlang. Und schon verschwindet die Sonne hinter den Bäumen und ich falle müde ins Bett.