Bohusleden Süd
Bohusleden Süd

7. Tag: Stora Hästevatten · Härsvattnet · Stora Iglekärr · Bottenstugan · Utsikt Ålevatten · Holmevatten

Holmevatten

Wie vorhergesagt, regnet es am Morgen bis etwa 9 Uhr. Als ich kurz vor 10 Uhr loskomme, scheint schon wieder die Sonne. Der Windschutz am Stora Hästevatten liegt direkt am Weg auf der Ostseite der Landverbindung, in der Mitte des Sees. Er macht einen recht neuen Eindruck. Die Feuerstelle befindet sich an der Stirnseite und nicht vor der Öffnung. Er ist recht hoch gebaut, sodass man fast darin stehen kann. Ich nutze die Gelegenheit, um meinen Müll im Abfalleimer zu entsorgen, dann wandere ich weiter, denn der Weg durch das Svartedalens vildmarksområde wird häufig als anstrengend beschrieben. Morgen Abend möchte ich im Windschutz auf dem Aleklätten übernachten. Das sind zusammen rund 32 Kilometer, sodass ich mindestens bis zum Stora Iglekärr kommen muss, um eine reale Chance zu haben.

Ich folge dem Waldweg in südlicher Richtung. Kurz vor dem See Gaffeln wechselt der Bohusleden auf einen schmalen Pfad. Durch den dichten Wald kann ich nur kurz einen Blick auf das Wasser erhaschen. Irgendwo vor dem See Lagsjön überquere ich die Grenze zum Naturreservat Svartedalens vildmarksområde. Ich hätte irgendwo eine Markierung oder sogar eine Informationstafel erwartet, doch ich sehe nichts dergleichen. Da ich bei jedem Schritt Wassertropfen von den Büschen abstreife, ziehe ich meine Gamaschen an. Sonst findet das Wasser mit der Zeit über die nassen Hosenbeine und die Socken den Weg in die Wanderschuhe.

Vom See Lagsjön sehe ich deutlich mehr. Der Weg führt oberhalb eines Steilufers entlang. Dann geht es hinauf auf die höchste Erhebung. Dafür wurde sogar ein Fixseil montiert. Wenn alles matschig ist, dürfte es hilfreich sein, bergauf benötige ich es heute aber nicht. Oben angekommen gibt es einen schönen Platz, aber für eine Pause ist es wirklich noch zu früh.

Zwischen den Felsen hindurch führt der Weg auf die nächste Erhebung. Der Wald ist unberührt und wunderschön. Am Stora Holmevatten passe ich nicht auf und folge einem ausgetretenen Pfad zu einem schönen Rastplatz am See. Zeit für eine Pause. Ich bin etwas verwundert über die große Feuerstelle, denn nach einem offiziellen Rastplatz sieht es nicht aus. Es weht ein kalter Wind, aber die großen Felsen bieten mir Windschutz. Ein Blick auf die Uhr treibt mich weiter. Ich habe erst 3,5 Kilometer zurückgelegt und es ist schon fast 12 Uhr. Der späte Start macht sich bemerkbar.

Die nächsten 30 Höhenmeter warten auf mich. Oben angekommen, erwarten mich einige umgestürzte Baumstämme. Ich muss auf und ab und im Zickzack um die Bäume laufen, um das Sumpfgebiet Tassemossen zu umgehen. Langsam habe ich keinen Blick mehr für den eigentlich schönen Wald, da ich nur langsam vorankomme.

Endlich erhasche ich einen Blick auf den Måkevatten. Ich wandere nun oberhalb einer Steilwand, tief unter mir liegt der See, dessen Wasser unerreichbar ist. Nach der Hälfte der Strecke erreiche ich eine freie Fläche. Ich stelle den Rucksack ab und setze mich kurz auf den Waldboden. Ich habe Durst, aber in der Flasche ist nicht mehr viel. Eine Mittagspause will ich erst am Vindskydd Härsvattnet machen, außerdem bräuchte ich Wasser zum Kochen. Um 13 Uhr erreiche ich das Seeende.

Der bemooste Waldboden leuchtet in allen Grüntönen. Es ist richtig schön, doch schon geht es wieder aufwärts. Der nächste Hügel wartet, und diesmal ist es eine richtige Steilwand. Sie wird jedoch gefahrlos über eine Schleife umgangen. Von oben schaue ich auf den Weg hinunter, auf dem ich eben noch stand. Vor dem Abstieg ins Härsevattensdal erreiche ich den Aussichtspunkt Utsikt Härsevatten. Eine verkrüppelte Kiefer versperrt etwas die Sicht, aber ich kann das Seeende sehen, wo ich mein Mittagessen einnehmen möchte.

Der Abstieg ins Härsevattensdal ist sehr steil. Hier gibt es sogar ein Geländer statt eines Fixseils. Es gibt zwar keine Treppenstufen, aber es leitet mich im Zickzack den Steilhang hinunter. Der Aufstieg auf der anderen Seite ist nicht so steil und der Weg erscheint mir auch deutlich ausgetretener. Wahrscheinlich wandern viele Tageswanderer zum Aussichtspunkt.

Nach 20 Minuten stehe ich am Vindskydd Härsvattnet. Es gibt drei Hütten, die jeweils Platz für zwei Personen bieten. Ihr einzigartiges Design entstammt einem Architekturwettbewerb für Studierende der Technischen Hochschule Chalmers. Die Hütten wurden im Frühjahr 2021 eingeweiht und sind noch gut in Schuss. An der Feuerstelle haben sich gerade zwei Schweden niedergelassen. Ich schaue mich um und entscheide mich für ein paar Felsen am Seeufer. Dazu muss ich den Seeabfluss queren. Die Steine wackeln etwas, aber dann bin ich drüben. Zurück werde ich dann wohl auch kommen.

Kurz vor 14 Uhr verlangt mein Magen nach etwas Essbarem. Heute gibt es Hühnersuppe mit Glasnudeln. Der nächste Windschutz, an dem man auch zelten darf, ist von hier aus nur noch rund 2,5 Kilometer entfernt. Ursprünglich wollte ich den Vindskydd Stora Iglekärr gestern erreichen. Da der Wetterbericht für die nächste Woche inzwischen jedoch besser aussieht, ist es kein Problem, dass ich den Reservetag heute aufbrauche. Allerdings erscheint es mir sinnvoll, etwas weiter zu wandern, damit die Etappe zum Aleklätten morgen nicht 20 Kilometer lang ist.

Nach etwa einer Stunde verlasse ich den schönen Ort. Zurück an den Windschutzhütten folge ich dem Bohusleden am Seeabfluss entlang. Ich passiere unbemerkt die Grenze zum Svartedalens naturreservart und habe damit das Wildnisgebiet (vildmarksområde) mit Zeltverbot verlassen. Als ich den Bach quere, erwartet mich eine neue Brücke. Davor gibt es drei Stufen mit Geländer, die etwas fehlplatziert aussehen. Ich bin eindeutig im touristischen Teil des Svartedalen angekommen.

Lautes Hundegebell dringt durch den Wald. Es stammt von den Häusern von Hålt, deren Grundstücke vom Naturreservat ausgenommen sind. Kurz vor 16 Uhr erreiche ich den Stora Iglekärr. Ein Holzsteg führt mich ans Ufer und über den Seeabfluss. Auf einem Hügel sehe ich die ersten möglichen Zeltplätze, dann erreiche ich die Windschutzhütte Stora Iglekärr. Sie liegt zwischen den Seen Lilla und Stora Iglekärr. Der Windschutz ist nicht mehr ganz neu, macht aber einen ordentlichen Eindruck. Das Dach ist mit einer Blumenwiese begrünt. Ich stelle meinen Rucksack und hole etwas Trinkwasser. Bleiben oder weiter? Mein Verstand entscheidet sich für weiter.

Als ich weiter gehe kommt Johan aus Göteborg entlang des Weges und wir unterhalten uns bis zur Bottenstugan. Er nutzt das lange Wochenende für eine Tour und ist den Bohusleden in der Corona-Zeit gewandert. An der Bottenstugan ist viel Betrieb. Die beiden Windschutzhütten sind belegt und auf der Wiese stehen einige Zelte. Die Feuerstellen qualmen ordentlich, dabei sind Mücken noch sehr rar. Johan will hier übernachten, allerdings nur, wenn der Brunnen auch Trinkwasser hat.

Hinter Krokarna biegt der Bohusleden wieder in den Wald und der Aufstieg zum Aussichtspunkt Utsikt Ålevatten beginnt. Ich lande an einer Treppe, die mich 30 Meter nach oben bringt. Das Treppensteigen ist so ungewohnt, dass mein linkes Knie protestiert. Wie gut, dass es ein stabiles Geländer gibt, an dem ich mich hochziehen kann. Oben angekommen, erwarten mich zwei Picknicktische und ein wunderschöner Blick über den Ålevatten. Die Pause habe ich mir verdient.

Nun steige ich zum Holmevatten ab. Hier gibt es den nächsten Windschutz. Wenn ich noch etwas Abendsonne genießen möchte, wird es langsam Zeit, einen Platz für die Nacht zu finden. Am Seeufer gibt es die erste Zeltmöglichkeit, aber ich möchte zum Windschutz. Kurz vor der Abzweigung holt mich Johan ein. Als wir am Windschutz ankommen, sitzen bereits zwei Schweden dort und trinken ihr Feierabendbier. Es stellt sich heraus, dass die beiden ihre Hängematten auf der kleinen vorgelagerten Insel haben und mit einem Floß übersetzen.

Der Windschutz verfügt über eine Trennwand und bietet Platz für bis zu sechs Personen. Eine Seite ist mit Tannenzweigen ausgelegt. Während Johan im Windschutz übernachtet, baue ich mein Zelt auf. Wir kochen zwar jeder für sich, unterhalten uns aber später bis spät in den Abend.

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