Bohusleden Süd
Bohusleden Süd

1. Tag: Munkedal · Korpås · Kaserna · Strömmarnas naturreservat · Floß über Munkedalsälven · Fingals grotta · Modalenstugan · Vågsäter naturreservat · Viksjön

Von Munkedal zum Viksjön Vindskydd

An der Bushaltestelle in Munkedal packe ich die letzten Sachen vom Handgepäck für die Nachtfahrt in den grossen Rucksack und dann beginnt die Wanderung. Den rund zwei Kilometer langen Weg bis zum Bohusleden kenne ich noch aus dem Vorjahr. Ich folge dem Bruksvägen und lege an der Brücke über den Örekilsälven eine Frühstückspause ein. Hier gibt es eine kleine Bank, die ich aus dem Vorjahr kenne.

Auf der anderen Flussseite passiere ich einen großen Holzhaufen, der auf einer freien Fläche liegt. Ich vermute, dass er für die Walpurgisnacht (Valborg) am 30. April aufgeschichtet wurde. Nach dem Sportplatz wechsle ich in den Mövägen, der mich zum Bohusleden an der Bushaltestelle Korpås führt. Das letzte Stück geht bergan. Während ich mich eben noch fit fühlte, bekomme ich plötzlich keine Luft mehr. Seit Wochen habe ich einen hartnäckigen Husten und der Schleim setzt nun die Bronchien zu. Ich setze mich neben das Schild des Bohusleden und huste erst einmal alles frei.

Der Bohusleden folgt dem Möevägen nach Norden. Als ich nach einer Viertelstunde weiterwandere, ist erst einmal alles wieder in Ordnung. Nach weiteren 500 Metern bekomme ich jedoch wieder schlecht Luft. Ich setze mich ins Gras am Straßenrand und denke darüber nach, ob es überhaupt Sinn macht, so zu wandern. Nach drei Kilometern aufzugeben und wieder nach Hause zu fahren, erscheint mir jedoch nicht als Lösung. Das Wetter ist schön. Da ich mich erhole und nur bei steilen Anstiegen Probleme habe, wandere ich erst einmal weiter. Der Weg führt nun durch Nedre Lycke ins Tal des Munkedalsälven. Hinter den Häusern geht es den Hang im Wald hinauf. Oben benötige ich eine weitere kurze Pause, dann geht es eine Treppe hinab nach Stampen und am Björid damm entlang.

Als ich einen Picknicktisch am Ufer des Sees erreiche, lege ich eine weitere Pause ein. Das Wetter ist schön, nur die steilen Anstiege bereiten mir Schwierigkeiten. Mein ursprüngliches Etappenziel, der Windschutz am Övre Trästickeln, werde ich heute nicht erreichen. Als nächstes Ziel nehme ich mir die Modalenstugan vor. Gestärkt durch zwei Scheiben Knäckebrot wandere ich weiter nach Kaserna.

Am See Vassbotten liegt Kanotcentralen, wo man sich Kanus ausleihen kann, um auf den Gewässern des Strömmarnas naturreservat zu paddeln. Hier beginnt auch der Flößerpfad Flottarleden, ein Wasserweg, der zum See Östersjön in Dalsland führt. Auf ihm wurde früher Holz zur Papierfabrik in Munkedal transportiert. Für mich geht es aber zu Fuß weiter am südlichen Ufer des Vassbotten und Munkedalsälven entlang.

Ich bin nun im Strömmarnas naturreservat. Das Zelten ist nur für maximal 24 Stunden oder an einem Lagerplatz erlaubt. Der Wald ist etwas schattig und auch die Lagerplätze mit Feuerstelle liegen im kühlen Schatten. Kurz vor 12 Uhr kommt die Brücke in Sicht. Es sind allerdings nur noch die Reste einer Brücke, und da der Bohusleden am anderen Ufer weiterführt, wartet ein Abenteuer auf mich. Ein Floß (Transportflotte) soll mich ans andere Ufer bringen. Ein Stück weiter auf dieser Flussseite liegt der recht neue Windschutz Lyan (2022), den ich somit links liegen lasse.

Bei Eisgang oder Niedrigwasser muss der Betrieb des Floßes eingestellt werden. Es empfiehlt sich, kurz vor der Wanderung die Webseite zu besuchen, um sich über den aktuellen Stand zu informieren. Alternativ führt am Südufer der Weg weiter bis zur ehemaligen Stelle der Brücke über den Lackarekällan. Von dort aus muss man sich querfeldein inklusive Bachquerung zur Straße durchschlagen. Alternativ gibt es einen Fahrweg durch den Wald, der oberhalb des Flosses nach Kvarndal führt. Von dort aus kann man auf der Straße bei Vågsäter wieder den Bohusleden erreichen.

Ich habe Glück und besteige das Floß, das aus einer Plattform auf Schwimmkörpern sowie einem Geländer besteht. Es wird mittels zwei Ketten, die an einem zwischen zwei Bäumen gespannten Seil laufen, auf Kurs gehalten. Um ans andere Ufer zu gelangen, muss ich ein Seil ziehen, das an beiden Ufern umgelenkt wird. Die Überfahrt ist einfach und macht richtig Spaß.

Am anderen Ufer erwartet mich unterhalb einer imposanten Steilwand ein Lagerplatz in der Sonne. Zeit für die Mittagspause. Es soll Tomatensuppe mit Glasnudeln geben. Als diese kocht, kommt die schwedische Armee vorbei. Diesmal sind es nicht gleich hundert, wie im Gorsavággi (Kårsavagge), sondern nur vier Herren. Schnell sind sie auf meiner Seite und haben ebenfalls sichtlich Spaß an der Überfahrt. Während ich am Einpacken bin, kommen noch fünf Tageswanderer mit zwei Hunden. Sie laufen in der Flussmitte kurz auf Grund, schaffen es aber auch ans andere Ufer.

Der Bohusleden verläuft zunächst in Ufernähe und führt dann auf den Bergrücken hinauf. Zur Unterstützung gibt es ein paar Fixseile. Weiter geht es auf und ab. Im Gegensatz zum Vormittag habe ich keine Atemprobleme mehr. Ein Schild weist die Fingals Grotta aus. Die in der Eiszeit durch Gletschermühlen entstandenen Kessel und Höhlen liegen direkt am Weg.

Kurz darauf erreiche ich die Modalenstugan. Sie kann gemietet werden, aber es ist niemand da. Es gibt eine Toilette, einen Windschutz und eine große Wiese. Wasser gibt es in einem nahen Bach. Ich setze mich an einen der Picknicktische und mache eine Pause. Es ist erst kurz nach 14 Uhr. Da die letzten Kilometer recht gut gingen, will ich weiterwandern. Der Windschutz am Övre Trästickeln erscheint mir jedoch weiterhin außerhalb meiner heutigen Reichweite.

Der Bohusleden folgt nun einer Waldstraße. Mir kommen zwei Autos mit jungen Männern entgegen. Vermutlich wäre ich an der Modalenstugan nicht lange allein geblieben.

Bei Färsängen erreiche ich die Straße O 812, die mich wieder auf die Südseite der Seenkette bringt. Auf der Nordseite stehen am Ende einer Landzunge einige Wohnmobile. Für mich geht es nun über eine Wiese am Südufer des westlichen Viksjön entlang. Da es recht feucht ist, nehme ich schnell Abstand davon, mein Zelt aufzustellen. Auch auf dem folgenden Uferstück, auf dem ich unterhalb eines bewaldeten Steilhangs entlangwandere, gibt es keine Möglichkeit.

Nach etwa einem Kilometer erreiche ich einen Feldweg. Ich setze mich in die warme Sonne und schaue auf die Karte. Es ist bereits 16 Uhr und ich habe keine Lust mehr. Im nahen Vågsäter naturreservat darf ich nicht zelten. Doch dann erinnere ich mich wieder an den Windschutz am Viksjön. Den hatte ich irgendwie verdrängt. Er liegt auf der anderen Seite der kleinen Bucht. Ich schätze die Entfernung auf zwei Kilometer.

Mit neuer Energie wandere ich weiter. Im 17. Jahrhundert gab es in Vågsäter eine Mühle und ein Sägewerk. Später kam eine Manufaktur für Eisenprodukte hinzu. In der Ferne kann ich einen modernen Bauernhof sehen. Vågsäter selbst liegt weiter oben im Wald. Auch hier wurde früher Holz geflößt. Inzwischen sind die alten Gebäude abgerissen. Nur die Gräber der Familie Koch zeugen noch von der Vergangenheit. Sie liegen in einem Eichenhain auf einer Anhöhe am Viksjö, der heute zum Vågsäter naturreservat gehört.

Als ich am Vågsäter Naturreservat ankomme, entscheide ich mich, einen Abstecher zum Familiengrab zu machen. Wenn ich schon einmal hier bin, kann ich die zusätzlichen Meter ruhig gehen. Allerdings wird dort gearbeitet, weshalb ich auf halbem Weg umdrehe und in Richtung der schönen Halbinsel Åkervik absteige. Auf der anderen Seite der Bucht kann ich bereits den Windschutz erkennen und es scheint, als sei niemand da. Der Bohusleden führt mich am Ufer des Viksjö entlang. Wenig später stehe ich an der Abzweigung zum Viksjö-Windschutz.

Der Vindskydd Viksjön ist schön gelegen. Zwar steht er auf Felsen, aber mir gelingt es, das Zelt in der Nähe aufzubauen. Anschließend inspiziere ich die Umgebung. Oberhalb gibt es eine Trockentoilette. Die Tür klemmt und als ich sie endlich aufhabe, wird auch klar, warum. Ich halte das Brett mit dem Türgriff in der Hand. Das wurde also so festgeklemmt. Nach jedem Toilettengang heißt es somit: „Puzzle die Tür zusammen”.

Zurück am Windschutz packe ich den Rucksack aus und richte das Bett her. Zum Abendessen setze ich mich auf die Bank am Windschutz. Auch wenn ich kein Feuer mache, sitzt es sich dort deutlich besser als auf dem Boden. Ich habe Hunger, deshalb gibt es am ersten Abend gleich Spaghetti mit Tomatensoße und Parmesan. Anschließend trinke ich noch einen Tee, denn wie immer habe ich tagsüber zu wenig getrunken.

Auf dem See fahren einige Motorboote. Teilweise wird vom Wasser aus geangelt. Eines kreist hartnäckig in Windschutznähe, sodass ich jederzeit mit Besuch rechne. Als es jedoch Abend wird, tuckert es davon. Kaum ist die Sonne hinter den Bäumen verschwunden, wird es frisch. Nach der kurzen Nacht im Bus gehe ich früh ins Bett und schlafe auch gleich ein.

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