Bohusleden Süd
Bohusleden Süd

10. Tag: Gäddevatten · Stora Ramsjön

Stora Ramsjön

Ein neuer Tag, eine weitere kalte Nacht. Trotz des windgeschützten Platzes hinter den Felsen fröstelt es mich bei 3 °C am frühen Morgen. Die Kanadagänsefamilie watschelt ums Zelt herum, um im frischen, grünen Gras zu picken. Ich habe Glück, denn nicht nur der Himmel ist blau, sondern die Sonne wärmt auch den Uferbereich. Als ich um 9 Uhr das Zelt ausräume, kommen zwei Personen. Sie kündigen mir eine Kindergruppe an, denn heute findet der Unterricht draußen statt. Bevor diese eintreffen, bin ich aber schon wieder unterwegs. Heute will ich heute das Vättlefjälls naturreservat queren, kann bei Gunnilse bei ICA einkaufen und will am Lilla Ramsjön oder Torped Freden übernachten.

Das Vättlefjälls naturreservat ist auch bei Wasserwanderern beliebt. Kanus können am südlichen Ufer des Surtesjön ausgeliehen werden. Der Bohusleden führt am Ostufer des Gäddevattnet entlang. Nach weniger als zehn Minuten erreiche ich die Abzweigung zum Vindskydd Gäddevattnet Östra. Natürlich möchte ich mir auch diesen Platz ansehen. Auch hier ist es sehr schön, und die Windschutzhütte macht einen recht neuen Eindruck.

Der Bohusleden führt überwiegend über die Höhen durch den Wald. Der Grillplatz Skyrsjön kündigt sich durch einen Holzschuppen mit kostenlosem Feuerholz an. Dieser ist heute allerdings leer. Am Übergang zwischen den Seen Skyrsjön und Stora Stentjärnen gibt es eine Umtragestelle für Kanus. Ein Holzgestell erleichtert das Übersetzen. Auf beiden Seiten liegt ein Rastplatz mit Feuerstelle. Da auf der sonnigen Nordseite schon Leute sitzen, setze ich mich auf einen Felsen auf der Südseite, um eine Kleinigkeit zu essen.

Der Bohusleden verläuft nun am Stora Stentjärnen entlang und folgt dabei überwiegend dem Ufer. Auf der anderen Seite des Sees gibt es einen Windschutz, der in den Windschutzkarten den Namen „Basecamp Stentjärn Vättlefjäll” trägt. Ein einzelnes Kanu kämpft sich im Zickzack über den See. Gegen 11 Uhr habe ich das südliche Ende des Stora Stentjärnen erreicht. Hier gibt es am Seeausfluss wunderschöne Felsen. Der Pilgrimsleden und der Göta-Älv-leden kommen von der Westseite, sodass ich hier wieder drei Wanderwege auf einmal folge. Allmählich werden die Markierungen unübersichtlich. Auch wenn der Platz schön ist, es ist erst kurz nach 11 Uhr und noch zu früh für eine Mittagspause.

Der Grästjärnen ist schnell passiert, aber am Stora Mölnesjön werde ich ausgebremst. Es finden Forstarbeiten statt und der Weg ist für die Baumfällaktion gesperrt. Ich setze mich auf eine Picknickbank und warte. Als die Säge verstummt, gehe ich zur Wegsperrung. Der Baumstamm ist zwar durchtrennt, aber die Krone hat sich im Nachbarbaum verfangen, sodass er nicht umfällt. Das Problem scheint länger zu dauern, doch schließlich lässt man mich passieren. Auf der anderen Seeseite sind schon Wohnblöcke zu sehen. Sie gehören zu Rannebergen. Göteborg ist nun nur noch einen Katzensprung entfernt. Trotzdem geht es weiterhin überwiegend durch die grüne Natur.

Durch das kleine Drissdalen erreiche ich eine Straße, die mich nach Gunnilse führt. An den ersten Häusern stehen noch Strohpuppen, die vermutlich noch von der Walpurgisnacht stammen. Ich quere den Fluss Lärjeån und gelange auf eine Fahrradstraße. Zum Glück muss ich dieser nur rund 600 Meter folgen, denn es ist inzwischen recht warm und Asphalt ist zwar schön fürs Radfahren, aber nicht zum Wandern.

Das Etappenziel Angereds kyrka liegt an der Straße 190 und gleich daneben befindet sich der ICA-Supermarkt. Auch wenn ich gestern schon einkaufen war, kann ich an so einem Supermarkt nicht vorbeigehen. Zumal ich keine Zitronensäure mehr habe, die ich gerne in den schwarzen Tee tue. Dazu kommen noch zwei saftige Mandarinen, gekochter Schinken, die obligatorische Kanelbulle, ein Mango-Smoothie und ein Kirschjoghurt für zusammen 99 Kronen. Ich setze mich an der Wertstoffsammelstelle auf den Rasen und mache Mittagspause. Es ist wirklich nicht der schönste Ort, aber ich werde sofort meinen Abfall los. Nach 45 Minuten wandere ich weiter.

Weiter geht es in Richtung Angereds kyrka. Während rechts eine Schild an einer Weide den Fårsläpp, also den Tag, an dem die Schafe nach dem Winter zum ersten Mal auf die Weide gelassen werden, für den 6.Mai angekündigt, sehe ich auf der linken Seite am Wasserhäuschen eine Möglichkeit Trinkwasser zu erhalten. Dann stehe ich vor der Kirche. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert, ist aber leider verschlossen. Auf einer schmalen Straße geht es durch die Siedlung zum Smörvattnet. Beim Abstieg vom Felsrücken Duvetjärns werde ich von einer Anwohnerin mit Hund überholt. Es ist der kleine Hund, der unbedingt an mir vorbeikommen will, und seine Besitzerin kommt kaum hinterher. Sie verschwindet wieder nach links in die Siedlung, während ich wieder bergauf durch den Wald gehe.

Am höchsten Punkt lege ich auf einem Felsen in der Sonne eine Pause ein. Die Vögel zwitschern, und es ist deutlich schöner als der Straßenlärm am Supermarkt. Aber es hilft nichts, ich muss weiter. Kurz vor der Waldstraße passiere ich eine Picknickbank. Nach rechts geht es zum rund eineinhalb Kilometer entfernten Vindskydd Flatevattnet, aber auch nach Paradiset und Berghalla. Was für schöne Namen. Für mich geht es in die andere Richtung nach Lexbydal.

Lexbydal begrüßt mich mit einem typischen Grundstück im ländlichen Schweden. Nicht mehr fahrtüchtige Fahrzeuge aller Art werden einfach um das Haus herum auf den freien Flächen abgestellt und irgendwie vergessen. Dazu kläfft noch ein Hund. Der ist diesmal klein, hält Abstand und wedelt mit dem Schwanz. Am Lexbydalsvägen erwartet mich eine Übersichtskarte mit den Wanderwegen in den Lexbybergen. Zum Glück schaue ich sie mir genau an, denn sonst wäre ich vermutlich an der Abzweigung des Bohusleden vorbeigegangen. Er verschwindet nämlich einfach so zwischen ein paar Büschen. Dann hat mich der Wald wieder.

Ich quere den Lilla Tulteredsbäcken, der zwischen großen Felsen verschwindet. Ich passiere das große Sumpfgebiet Stora Rörmossen, das noch in der Sonne liegt. Das Björnareåsen-Naturreservat kündigt sich durch Bretterstege an. Der Bohusleden führt an der Grenze entlang und es ist hier schattig und feucht. Ich lasse einen Mountainbikefahrer vorbeifahren. Aus diesem Sumpf entspringt einer der Arme, die den Bach Tulteredsbäcken bilden. Der eigentliche Weg ist mehr eine Schlammpiste. Und so bin ich froh, auf den geraden Brettern das Gebiet durchqueren zu können.

Um 17:15 Uhr stehe ich an der Informationstafel des Naturreservats. Ganz schön spät schon. Zum Glück muss ich bis zum Rastplatz Lilla Ramsjön nur noch einen Hügel queren und eine halbe Stunde später erreiche ich das Ufer des Sees. Johan von der Windschutzhütte am Holmevatten hatte mir den Rastplatz an der Brücke zwischen Lilla und Stora Ramsjön empfohlen. Eigentlich wollte ich bis Torpet Freden wandern, doch da es so schön ist, bleibe ich für die Nacht hier. Es gibt einige freie Flächen, aber auch Trampelpfade, die diese kreuzen. Ich baue mein Zelt etwas weiter hinten im Wald auf. Kaum steht es, kommt auch schon der erste Jogger auf dem Uferpfad vorbei. Gefolgt von einer Frau auf ihrer Abendrunde. Das war es dann aber auch schon.

Ich koche mir Wasser für einen Cappuccino und genieße die Kanelbulle. Das Garmin zeigt rund 19 Kilometer an. Kein Wunder, dass es bei all den Pausen schon so spät ist. Ich schaue mir das andere Ufer an, das noch in der Abendsonne liegt. Die Spaghetti habe ich mir wirklich verdient. Der Abend ist wie immer: Sobald die Sonne weg ist, wird es kalt. Ich trinke noch Tee, mache ein paar Notizen und gehe dann ins Bett.

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