Bohusleden Süd
Bohusleden Süd

9. Tag: Aleklätten · Kolebacka · Fontin Naturreservat · Kungälv · Bohus Fästning · Bohus · Svartvattnet · Gäddevatten

Gäddevatten

Gegen 4 Uhr morgens werde ich im Windschutz auf dem Aleklätten wach. Die Vögel kündigen den neuen Tag an. Die Lichter der Siedlungen und Straßen sehen von hier oben gut aus. Ein Blick aufs Thermometer zeigt mir 5 °C an. Da gehe ich doch lieber noch einmal in meinen Schlafsack zurück.

Zum Glück scheint morgens die Sonne, sodass ich mich beim Frühstücken wärmen kann. Heute stehen ein Café-Besuch in Kungälv, die Querung des Göta älv und ein Besuch im Supermarkt in Bohus auf dem Programm. Übernachten will ich im Vättlefjälls naturreservat an einer der Windschutzhütten am Gäddevatten.

Um 9:30 Uhr beginne ich den Abstieg vom Aleklätten. Zurück am Bohusleden erwartet mich wieder der Wald voller Buschwindröschen. Da es Sonntag ist, treffe ich einige Hundebesitzer und Jogger, die ihre Vormittagsrunde drehen.

Nach rund einer Stunde erreiche ich das Fontins naturreservat. Zelten ist hier nicht gestattet, aber es gibt eine Übernachtungshütte, die im Frühjahr 2024 renoviert wurde. Bei der Kolebacka övernattningsstuga handelt es sich um den ehemaligen Hühnerstall des Hofs Kolebackagården. In einem Raum wurde eine Holzplatform zum Übernachten montiert, im anderen Raum kann man sich hinsetzen. Als ich den Hof erreiche, sitzen viele Spaziergänger im Garten in der Sonne. Auch ich mache eine kurze Pause und schaue mir die Übernachtungshütte an. Sie macht einen ordentlichen Eindruck, allerdings gibt es hier kein Wasser. Eine Trockentoilette soll sich laut Hinweisschild ebenfalls im alten Hühnerhaus befinden, doch da ist nichts. Vermutlich gibt es sie nicht mehr und die Informationstafel vom Fontins naturreservat wurde nicht aktualisiert.

Die Wegmarkierung irretiert mich etwas, als ich wander weiter. Es gibt drei Wege und an allen dreien sehe ich die Markierung vom Bohusleden. Da ist ein Garmin schon praktisch, und schon bin ich wieder auf dem richtigen Weg. Ich durchquere ein kleines Feuchtgebiet, laufe ein Stück die Skiloipe entlang, über den Mossberget und durch eine Wandererzählstelle (eine Lichtschranke, die die Nutzung erfasst), dann erreiche ich den See Svarte mosse. Hier ist richtig viel los. Jogger und Spaziergänger mit und ohne Hund bevölkern die Wege um den See.

Ich erreiche die Motionscentralen Kotten. Ich gehe einmal um das Gebäude, um nach Trinkwasser zu suchen, und lande schließlich im Café Kotten. Es ist halb 12, da kann ich ja schon etwas essen. Ich finden einen freien Tisch neben den Eingang und bestelle am Tresen einen Matpaj Kyckling (eine Art Quiche mit Hühnchen), dazu noch einen Fanta und ein Käse-Schinken-Brötchen als Wegzerrung für zusammen 137 Kronen. Da mein Rucksack direkt neben einer Steckdose steht, kann ich nicht widerstehen und lade das Handy etwas auf. Der Matpaj wird mit einem kleinen Salat serviert und ist genau das Richtige für mich. Auf der Toilette schaue ich in den ersten Spiegel seit über einer Woche und fülle etwas Trinkwasser ab.

Vom Svarte mosse aus führt der Bohusleden um den Friedhof Skogskyrkogården herum und dann entlang der Östra Garan mit ihren schönen, alten Holzhäusern zum Platz Gamla torget. Eine Frau, die gerade ihren Zaun streicht, spricht mich an. Da ich sie zunächst nicht verstehe, unterhalten wir uns etwas. Auch wenn meine Sprachkurse schon einige Jahre zurückliegen und ich nur selten Schwedisch spreche, bin ich immer wieder erstaunt, wie viel ich doch noch verstehe. Der Göta älv verzweigt sich hier in Kungälv in zwei Hauptarme, die zwölf Kilometer voneinander entfernt in den Skagerrak münden. Im Nordre älv liegt die Bohusfestung auf einer Insel. Anschließend musste ich den Göta älv, der durch Göteborg in den Skagerrak fließt, nach Bohus queren.

Entlang der Straße erreiche ich die Bohus Fästning. Die Festung wurde im Jahr 1308 zum Schutz der norwegischen Südgrenze erbaut. In den folgenden 700 Jahren wechselte die Festung mehrfach den Besitzer zwischen Norwegen, Dänemark-Norwegen und Schweden. Es ist Sonntag und die Festung ist heute für Besucher geöffnet. Ein Besuch soll sich lohnen. Ich lasse sie jedoch links liegen und quere auf der Bohusbron den Nordre älv.

Ich erreiche einen großen Parkplatz mit Tankstelle und dem „Vikingagrillen”. Hätte ich nicht schon im Café etwas gegessen, hätte ich wohl beim Imbiss zugeschlagen. So geht es neben der lauten Straße über die Jordfallsbron nach Bohus. Der Wind weht kräftig durch das Tal, und auf der Brücke müssen mir entgegenkommende Pfadfinder ihre Hüte festhalten. Am Kreisverkehr an der E45 hält eine freundliche Autofahrerin, sodass ich gefahrlos die Zufahrt queren kann. Der Bohusleden führt mich zum Bohus Centrum. Hier gibt es einen Coop-Supermarkt und ein Take-away. Ich kaufe Vollkornbrot mit Käse und Salami, eine Kanelbulle und Ölkorv und setzte mich auf ein Bank zum Einpacken.

Nun geht es eineinhalb Kilometer an der Straße entlang bergauf. Als ein Bus vorbeifährt, bereue ich kurz, nicht mit dem Bus gefahren zu sein. Auffällig viele Pferdetransporter fahren vorbei. In Jennylund weist ein Schild auf den größten Pferdeflohmarkt Schwedens hin. Für mich und einige Sonntagsspaziergänger geht es endlich von der Strasse ab durch ein Feuchtgebiet in Richtung Vättlefjälls naturreservat. Es ist erst 14:20 Uhr und bis zur ersten Hütte am Gäddevatten sind es keine drei Kilometer mehr. Als ich etwas abseits des Weges einen großen Felsen in der Sonne sehe, mache ich noch einmal eine Pause.

Um 15 Uhr gehe ich weiter. Inzwischen sind die Sonntagsspaziergänger verschwunden. Am Svartvattnet vorbei erreiche ich um 16 Uhr die erste Windschutzhütte am Gäddevatten. Am See gibt es drei Windschutzhütten, aber da niemand hier ist bleibe ich gleich am Gäddevattnet Norra Vindskydd. Sie liegt sehr schön auf einer Landzunge mit Felsen am nördlichen Ende des Sees. Das Dach scheint neu gemacht worden zu sein.

Da der Wind direkt in die Windschutzhütte bläst, baue ich mein Zelt auf. Direkt am Seeufer bin ich unterhalb einer Felsenstufe vor dem kalten Wind geschützt. Später kommen noch zwei Mountainbiker vorbei, die eine kurze Pause machen. Abgesehen von ein paar Kanadagänsen bin ich allein. Ich setze mich in die Sonne und koche Wasser für einen Cappuccino. Neben mir schwimmt schon eine ganze Zeit eine Kanadagans und sucht den flachen Seeboden nach Fressbaren ab. Plötzlich schaut sie auf, sieht mich und flüchtet mit lautem Schnattern den See entlang.

Zum Abendessen gibt es wieder Spaghetti, wie an jedem zweiten Tag. Diesmal gibt es Tomatensoße dazu. Inzwischen hatte ich Besuch von einer Gänsefamilie. Der Familienvater hat mich dabei immer argwöhnisch beobachtet. Am gegenüberliegenden Seeufer kann ich den Vindskydd Gäddevatten Väst sehen.

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