An meinem geschützten Platz zwischen den Bäumen ist die Nacht recht warm. Ich schlafe durch und wache erst kurz vor 8 Uhr auf. Mich erwartet blauer Himmel, doch der Wind ist immer noch eisig kalt. Der Kieler ist schon losgewandert. Ich verlasse den Platz um 9:20 Uhr, diesmal auf der südlichen, ausgezeichneten Route über Kasen.
Erstes Ziel ist das Bäveån nedre naturreservat. Das Gebiet war früher Teil des Uddevallasundes, einer Passage zwischen Nord- und Ostsee. Daher stammen die Muschelschalen im Boden, die in der direkten Nachbarschaft noch immer abgebaut werden. In den flachen östlichen Teilen liegen zwei Seen, die auf diese Weise entstanden sind und für ihre Vogelvielfalt bekannt sind. Über Wiesen passiere ich den ersten See und erreiche einen Parkplatz.
An der Informationstafel löst sich auch das Rätsel um eine Wegmarkierung mit einer Muschel, der ich seit dem Kuröds skalbankar naturreservat folge. Es handelt sich um den Snäckskalstriangeln, einem 16 Kilometer langen Rundweg. Für mich geht es über den Bäveån zum Älje-Hof und um den zweiten See herum. Ein Reh springt den Hang hinauf. Vom Hof aus führt der Bohusleden wieder auf einem Waldweg entlang.
Ich höre schon die Straße 697, als der Bohusleden wieder auf einen schmaleren Weg wechselt. Ein Schwede kommt mir entgegen. Er hat in Lindome angefangen und freut sich nun auf eine Dusche. Seine Tochter wohnt in Uddevalla, wo er die Nacht zur Abwechslung in einem Bett verbringen wird. Nach einem weiteren Anstieg stehe ich an der breiten Straße. Eine Holztreppe führt zum Straßenrand. Ich setze mich auf eine Stufe und warte, bis einige Lkws und Transporter, die aus der Straße gegenüber kommen, vorbeigefahren sind. Der Letzte kurbelt das Fenster herunter und wünscht mir eine schöne Wanderung.
Bevor wieder ein Auto kommt, quere ich die Straße und treffe vor dem Bahnübergang auf das Etappenschild. Somit habe ich Glimmingen erreicht. Bis zum nächsten Etappenschild in Vassbovik sind es 12 Kilometer. Der Snäckskalstriangeln biegt hier rechts ab, während ich geradeaus auf einer Schotterstraße weitergehe. Sie wurde vor Kurzem neu gemacht. Dadurch ist der Untergrund teilweise sandig, weich und anstrengend zu wandern. Nach rund zweieinhalb Kilometern unterquere ich die Straße 44 und folge einer alten Straße mit Grasbewuchs. Sie ist gut zu erkennen, da sie von Bäumen und einer alten Steinmauer begrenzt wird. Das schöne Stück nach Södra Listraskogen ist leider nur kurz, dann hat mich die Schotterstraße wieder. Vorbei an Vån, Berghem und Kasepussen erreiche ich den Pferdehof Stenshult. Nach einem letzten kleinen Stück erreiche ich die Straße und stehe am Sportplatz mit Vereinsheim vom Stenhults IF. Rund 9,5 Kilometer sind geschafft.
Zwischen Vereinsheim und Spielplatz steht der Vindskydd Stenshult. In einem Sanitärcontainer befinden sich ein WC, eine Dusche und ein Aufenthaltsraum. Vor der Tür liegt ein Rucksack und als ich eintrete, treffe ich den Kieler wieder. Neben Trinkwasser holen kann man hier auch das Handy aufladen und seinen Abfall loswerden. Wir unterhalten uns kurz. Dann setze ich mich draußen in die Sonne und packe den Kocher aus, während er sich auf die nächsten 15 Kilometer begibt. Ursprünglich wollte ich hier übernachten und zum Nordufer des Långevattnet wandern, welcher kurz vor dem Bredfjällets naturreservat liegt. Das ist mir für heute zu weit. Der Bohusleden führt ein ganzes Stück auf der Straße entlang, sodass ich schauen muss, wo es möglich ist zu zelten.
Nach einer richtig langen Mittagspause setze ich meine Wanderung um kurz nach 14 Uhr fort. Der Bohusleden folgt nun der Skiloipe bzw. Trainrunning- und Mountainbikestrecke in Richtung Stora Tokevattnet. Bei Vattenbergen macht er einen Schlenker um die Häuser und folgt dann wieder einem Fahrweg. Ich hatte den Stora Tokevattnet als mögliche Übernachtungsstelle auf meiner Liste, aber am Südufer wurde der Wald großflächig abgeholzt. Als ich die Zufahrt zum See erreiche, lege ich zwar eine Pause ein, wandere dann aber weiter Richtung Vassbovik.
Um 16:15 Uhr erreiche ich Vassbovik und stehe am Etappenschild. Der Bohusleden führt nun entlang der Straße 668 und langsam scheint der Feierabendverkehr einzusetzen. Hin und wieder kommt ein Fahrzeug. Es geht bergan nach Ryra, wo vor Kurzem ein Haus abgebrannt ist. Der Brandgeruch hängt noch in der Luft. Endlich habe ich den Anstieg geschafft. Auf meiner gedruckten Karte ist der Verlauf des Bohusleden am östlichen Ufer des Buvattnet entlang über Aspekärr eingezeichnet. Allerdings verläuft die Route neu auf der Straße weiter und biegt erst östlich des Sees Ivarsbosjön nach Süden ab. An der ehemaligen Abzweigung hängt noch die Information zur Routenänderung. Wenig später stoße ich auf ein Reh, das im Unterholz verschwindet. Das möchte ich auch. Aber einen Zeltplatz zu finden, ist nicht so einfach, denn die Häuser stehen entlang der Straße verstreut.
Die Füsse schmerzen als ich den Ivarsbosjön erreiche. Mein Garmin zeigt einen Pfad am Ufer des Sees an. Als ich die Abzweigung entdecke, verlasse ich die Straße und steige hinab. Der Pfad führt auf einem schattigen Uferstreifen entlang. Mir ist es hier zu feucht. Mein Blick fällt aber auf eine Landzunge in der Nähe und so stehe ich wenig später wieder auf der Straße. Zumindest habe ich mir so die Kurve abgeschnitten. Die Halbinsel ist mit einem Viehzaun abgetrennt und auch wenn es einen Durchlass für Fußgänger gibt, Kühe vor dem Zelt muss ich nicht unbedingt haben. Also weiter. Der Zaun bleibt allerdings mein treuer Begleiter.
Ich biege nach Vargfjället ab und frage mich, ob ich heute vielleicht doch am Långevattnet landen werde. Mit dem Stora Galten und dem Duldevattnet kommen noch zwei Seen, an denen ich es versuchen will.
Am Stora Galten stehen am Westufer einige Häuser, am Ostufer ist von der Straße hingegen nur ein Pfad eingezeichnet. Als ich diesen erreiche, werde ich von zwei Reitern eingeholt, die im Wald verschwinden. Man weiß nie, wie gerne Camper gesehen sind. Ich gehe also lieber weiter und stoße ein paar Meter später auf einen weiteren Pfad, der mich zu einem Steg am Seeufer führt. Es ist bereits 18:30 Uhr und an einem kühlen Apriltag rechne ich nicht mehr mit Badegästen. Etwas südlich davon finde ich im Wald einen Platz fürs Zelt. Wildschweine haben hier reichlich ihre Spuren hinterlassen und ich hoffe, dass sie mich nicht besuchen werden.
Am Steg kann ich gut Wasser holen und weiter möchte ich auch nicht wandern. Das Garmin zeigt rund 22 Kilometer an. Ich hole Wasser und belohne mich mit einer heißen Tasse Blau- und Himbeersuppe. Couscous mit Pfeffersoße als Abendessen ist schnell zubereitet. Nach ein paar Notizen gehe ich ins Bett. Ohne Sonne ist es Ende April einfach noch recht kalt.