Bohusleden Süd
Bohusleden Süd

6. Tag: Dammsjö · Djupevatten · Stora Hästevatten

Stora Hästevatten

Ich habe die Nacht gut verbracht. Zwar höre ich früh morgens die Windräder, aber es ist trotz 6 °C warm. Ohne Wind fühlt sich alles gleich wärmer an, obwohl die Luftfeuchtigkeit am frühen Morgen hoch ist. Während ich im Zelt frühstücke, laufen zwei Rehe zum See mit seinen Sumpfflächen vorbei. Um Viertel nach 9 Uhr verlasse ich diesen schönen Platz.

Hinter Maen nähert sich der Bohusleden der Straße und folgt parallel einem Waldweg. Kurz vor dem Hasteröddamm weist ein Schild auf eine Quelle (Vattentäkt) hin. Ich nutze die Gelegenheit, um meine Halbliterflasche aufzufüllen. Dann geht es ein Stück die Straße entlang.

Ich passiere einen Meilenstein. Diese Meilensteine wurden zwischen 1649 und den 1890er Jahren verwendet, um Entfernungen entlang von Landstraßen zu markieren. Eine schwedische Meile entspricht 10 Kilometern und alle 2,5 Kilometer wurde einer dieser Meilensteine aufgestellt. Bei diesem Exemplar handelt es sich um einen recht schlichten Halbmeilenstein. Zum Glück war es das erst einmal mit der Straße, denn der Bohusleden verschwindet auf der anderen Straßenseite im Wald. Es geht kräftig bergan auf das bewaldete Plateau mit den Windrädern. Auch hier wurde der Wald großflächig abgeholzt. Ich scheuche eine Blindschleiche auf, die sich in der Sonne wärmt.

Bei Skrymtemossen erreiche ich eine Schotterstraße. An der Ecke befinden sich die Fundamentreste eines ehemaligen Hauses. Die Schotterstraße führt mich zu einer Kiesgrube und weiter zur nächsten Straße. Dieser folge ich nun nach Westen. Ich passiere das Etappenschild Hasteröd. Die nächste Etappe bis Lysevatten ist zwölf Kilometer lang und von dort sollte ich heute noch etwas weiterwandern. Die nächste Seitenstrasse nach Myrtuvan geht es auch schon wieder rein. Am Bachlauf gibt es Biber-Spuren. Hinter den Häusern von Myrtuvan folgt der Bohusleden wieder einem alten Verbindungsweg. An alten Mauerresten vorbei erreiche ich das Gebiet um den Stora Gunnarsvattnet.

Am Nordufer soll es einen Lagerplatz geben, doch der Bohusleden führt nicht dorthin. Als ich mich dem Ostufer nähere, treffe ich jedoch auf einen weiteren Platz, an dem man zelten könnte. Der schmale Pfad führt mich wieder auf eine Waldstrasse. Auf dieser wandere ich fast bis zum Djupevatten. Auf dem letzten Stück zum See kommen mir Schwedinnen mit großen Rucksäcken entgegen. Der 1. Mai ist auch in Schweden ein Feiertag und zusammen mit dem Freitag ergibt sich ein langes Wochenende. Ich rechne also in den nächsten Tagen mit viel mehr Wanderern im Svartedalen. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Auslastung der Windschutzhütten.

Kaum bin ich am Ufer des Djupevatten angekommen, laden mich Felsen ein, dort Mittagspause zu machen. Eigentlich ist es nicht mehr weit bis zum neuen Windschutz Djupevatten, aber ich höre Kindergeschrei und vermute, dass dort viel los ist. Tatsächlich baden einige im kalten Seewasser. Ich koche mir Asia-Nudeln. Als ich meinen Tee trinke, kommen zwei weitere Wanderer vorbei. Die Frau hatte mich gestern schon zweimal überholt, und wir winken uns lachend zu. Mein „See you later” war also doch nicht verkehrt gewesen.

Als ich eine Stunde später am neuen Vindskydd Djupevattnet ankomme, ist niemand mehr da. Der im Herbst 2024 neu erbaute Windschutz steht auf einem Felsen am Seeufer. Es gibt eine Feuerstelle und an der Zufahrt stehen Abfalleimer bereit. Die Lage bietet einen tollen Sonnenuntergang. Direkt am Windschutz ist Zelten nicht möglich, aber im Notfall würde es am Ende des Zufahrtswegs wohl gehen. Zudem führt ein Pfad auf eine Erhöhung am Ufer südlich der Hütte. Da ich nicht übernachten möchte, verzichte ich aber auf eine Erkundung.

Der Bohusleden verlässt die direkte Ufernähe und verläuft weiter oben im Gelände über die höchsten Erhebungen. Erst am Medjolingen steigt er wieder ab. Das Ufer wirkt hier eher sumpfig. Nachdem ich einen weiteren Hügel überquert habe, erreiche ich das südliche Ende des Sees. Hier gibt es einen größeren Platz im Wald mit einer kleinen Feuerstelle. Allerdings ist alles schon wieder so trocken, dass man sich ein solches Feuer im Wald zweimal überlegen sollte.

Auf dem Weg zum Mörtevatten begegnen mir zwei Wanderer, die eine Nachmittagsrunde drehen. An so einem Feiertag ist deutlich mehr los im Wald. Am Mörtevatten wandere ich durch Stroh. Im letzten Jahr bin ich sehr häufig durch Stroh gewandert. Dieses Jahr bin ich zwei Wochen früher unterwegs, und obwohl es länger trocken war, leuchtet alles noch grün.

Ich erreiche den Brurevatten. Der Bohusleden führt direkt am Ufer entlang. Auf der anderen Seite des Sees stehen zwei Windräder. Kurz bevor der Weg das Ufer wieder verlässt, komme ich an den vielleicht schönsten Platz. Er liegt direkt am steinigen Ufer und bietet Platz für ein Zelt. Auch weil es keine Feuerstelle gibt.

Keine zwanzig Minuten später erreiche ich den Stora Hällbovatten. Zwischen zwei Sumpfflächen gibt es auch hier einen guten Platz für ein Zelt. Die Schotterstraße ist aber auch nicht weit entfernt. Mein Garmin zeigt mir am südlichen Ende des Sees nahe der Straße einen Picknickplatz an. Diesen steuere ich nun für eine Pause an. Natürlich denke ich bei so etwas immer an einen schönen Picknicktisch, doch es gibt nur einen Parkstreifen und einen großen Felsen. Während ich am Seeufer sitze, brettern Motorradfahrer den Schotterweg entlang.

Auf dieser Schotterstraße geht es auch weiter in Richtung Västersjön. Ein junger Mann führt seine beiden Jagdhunde an der Leine aus und zieht sie an mir vorbei. Kurz vor dem letzten steilen Stück zum See zweigt der Bohusleden plötzlich ab. So wird ein ganzes Stück der Straße 624 vermieden, allerdings muss natürlich jeder Hügel mitgenommen werden. Am Ende bin ich aber froh, diesen Umweg gegangen zu sein, denn die Autos auf der Straße fahren recht schnell.

Nach einem kurzen Stück biegt der Bohusleden in eine Siedlungsstraße ein. Auf der Straße durch die Siedlung Mjösund 2 (östlich des Västersjön) treffe ich auf eine kleine Ringelnatter. Sie liegt zusammengerollt auf der warmen Straße und ist richtig angriffslustig. Dabei will ich nur ein Foto von ihr machen und sie davon überzeugen, von der Straße zu kriechen. Ich stehe ruhig da. Anstatt vor mir zu flüchten, faucht sie mich an. Ich will sie nicht stressen, aber dann kriecht sie zum Straßenrand und verschwindet im Gras.

Für mich geht es wieder in den Wald, um die nächsten Höhen auf dem Weg zum Hällsvatten zu erklimmen. Auf der Karte sieht alles ganz dicht aus, aber das Auf und Ab braucht seine Zeit. Erst nach rund 25 Minuten sehe ich das Wasser durch die Bäume glitzern. Noch einmal geht es über eine Erhebung. Wieder zeigen mir Schilder den Wechsel zwischen den Gemeinden Lilla Edet und Stenungsund an. Seit Medjolingen ist es ein ständiges Hin und Her, aber nun scheint es endgültig zu sein – deshalb die Schilder.

Ich steige zum Rödvattnet hinab und erreiche einen wunderschönen Zeltplatz mit einem tollen Blick auf den See. Das einzige Manko ist, dass zwei Schweden schneller waren und gerade ihr Zelt dort aufbauen. Pech gehabt. Ich quere den Seeabfluss und überlege kurz, ob ich mein Zelt irgendwo entlang des Baches aufschlagen sollte. Dann stehe ich schon am Etappenschild Lysevatten. Bis zum Vindskydd Stora Hästevatten sind es rund zwei Kilometer die Schotterstraße entlang. Merkwürdigerweise sind auf der Übersichtskarte aber keine Hütten zwischen hier und der Bottenstugan eingezeichnet.

Zumindest ist am Stora Hästevatten ein Rastplatz eingezeichnet. Also wandere ich los und komme auch gut voran. Mir kommt eine größere Gruppe mit Badesachen entgegen. Auch einige Autos parken entlang des Weges. Am südlichen Lysevatten sieht es so aus, als gäbe es dort eine Badestelle, aber es ist noch reger Betrieb und der Rastplatz nicht mehr weit.

Rund 500 Meter vor dem Rastplatz werde ich von einem Wanderer mit Siebenmeilenstiefeln überholt. Das fehlt mir noch, dass auch dieser Platz besetzt ist. Dann fällt mein Blick die Böschung hinunter auf das Ufer des Stora Hästevatten und ich habe meinen Platz für die Nacht gefunden. Dort liegen zwei Holzpaletten, es gibt eine Feuerstelle am Ufer und dazwischen genug Platz für mein Zelt. Vermutlich ist es ein Platz von Anglern. Da in den Morgenstunden Regen angekündigt ist, vermute ich keinen Besuch. Es ist 17:30 Uhr, also später als heute Morgen kalkuliert. Mein Garmin zeigt rund 17 Kilometer an. Ich mache mir Chili con Carne warm. Da der Platz ohne Abendsonne liegt, wird es bald kühl.

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