Nach einer kalten Nacht wache ich am frühen Morgen auf. Das Thermometer zeigt eine Tiefsttemperatur von 0,1 °C. Ohne Sonne ist es Ende April noch recht frisch, weshalb ich mich noch einmal in den Schlafsack einmummele und weiterdöse. Kurz vor acht stehe ich auf. Mit Müsli und Tee stärke ich mich für den Tag. Dabei werfe ich noch einen Blick auf die Karte, denn mein Plan ist gestern durcheinandergekommen. Ursprünglich wollte ich am zweiten Tag bis zum Bursjön nördlich von Uddevalla. Das dürfte heute zu weit für mich sein.
Um 9:15 Uhr komme ich los. Die Sonne hat inzwischen etwas an Kraft gewonnen. Bis zum ersten Ziel, dem Vindskydd Övre Trästickeln, sind es 4,5 Kilometer. Als ich auf den Fahrweg zugehe, kreuzt von rechts eine schwarze Katze meinen Weg. Der Tag fängt ja gut an. Nach Erreichen des Bohusleden geht es für mich in den abgeholzten Wald. Gleich zu Beginn erwartet mich ein Anstieg, der testen soll, ob ich weiterhin Probleme mit dem Husten habe, aber noch ist alles okay. Ich steige hinab zu einem kleinen, sprudelnden Bachlauf und quere ihn über eine Brücke. Nun folgt der Bohusleden der Waldstraße, auch wenn er in den Karten noch westlich des Mjövattenssjön entlangführt.
Kurz hinter Mjövattnet endet die Straße und der Bohusleden führt mich über einige Anhöhen zur Bucht Aspevik am Övre Trästickeln. Bevor ich hinabsteige, genieße ich noch die schöne Aussicht vom Övre Trästickeln. Kaum bin ich abgestiegen, bemerke ich, dass ich meine Mütze verloren habe. Hatte ich sie eben noch in der Hand, war sie nun verschwunden. Ohne Rucksack steige ich noch einmal auf die Anhöhe und finde sie zum Glück direkt wieder. War die schwarze Katze vielleicht doch nicht ganz schwarz?
Ich umrunde die kleine Bucht und erreiche den Vindskydd Övre Trästickeln. Er steht auf einem Felsen und bietet einen schönen Blick über den See. Kaum habe ich meinen Rucksack abgestellt, kommt ein weiterer Wanderer. Er stellt sich als Kieler vor, der in Munkedal mit einem Kollegen losgewandert ist. Da dieser krank wurde, ist er nun seit Munkedal alleine unterwegs. Wir unterhalten uns eine Weile und nachdem wir uns verabschiedet haben, wandern wir am Ende doch irgendwie zusammen. Ich bin nicht so schnell, aber uns eint, dass wir beide noch nicht wissen, wie weit wir heute gehen wollen.
Wir wandern am Övre Trästickeln entlang und erreichen schliesslich die Grenze zum Herrestadsfjället naturreservat. Hier gibt es einige Windschutzhütten, in denen man übernachten kann. Der Windschutz Kärrevattnet ist mir für eine Mittagspause noch zu früh, weshalb ich direkt weitergehe. Zwar ist es bereits 13 Uhr, doch ich habe erst acht Kilometer zurückgelegt. Also wandern wir noch 40 Minuten weiter zum Metsjö. Der Parkplatz ist nicht weit entfernt und am Steg weht es kräftig, aber man kann sich dort hinsetzen. Nach einem Blick auf die Karte entscheide ich mich, die Hällestugan als Etappenziel ins Auge zu fassen. Ich erinnere mich daran, dass dort schon Leute gezeltet haben.
Es ist bereits halb drei, als wir unsere Wanderung fortsetzen. Irgendwie wandern wir an der Krokestugan auf dem Fahrweg vorbei. Sie kann gemietet werden. Interessanter ist jedoch die Kåtan, die auf einer Landzunge im Krokevattnet liegt. Die im Stil einer samischen Kota erbaute Hütte ist immer geöffnet und Übernachtungen sind möglich. Bei dem schönen Wetter ist die Anziehungskraft, in dem Rundbau auf dem Boden zu schlafen, allerdings nicht so groß. Die Aussicht über den See vom davor liegenden Feuerplatz ist dagegen sehr schön.
Wir wandern weiter und passieren eine alte Steinbrücke. Sie wurde im 20. Jahrhundert erbaut, um das Wasser für ein Eisenwerk in Rådanefors zu regulieren. Wir könnten den Weg abkürzen, folgen aber dem Bohusleden auf dem Fahrweg. So erreichen wir wenig später in Gumperöd die Ruinen eines alten Bergbauernhofs.
Der Bohusleden verlässt den Fahrweg erneut und führt durch sumpfiges Gelände zum See Tvitjuvan. Obwohl es in der letzten Woche geregnet hatte, ist der Boden sehr trocken, sodass wir durch Stroh wandern.
Gegen 16 Uhr erreichen wir einen Rastplatz kurz vor der Hällestugan am Stora Hällesvattnet. Zwischen uns und der in Sichtweite liegenden Hütte liegt noch der Badesteg. Die Hütte ist verschlossen, kann aber gemietet werden. Am Rastplatz gibt es genügend Platz, um Zelt und Hängematte aufzubauen. An der Feuerstelle laden Bänke zum Hinsetzen ein. Wir kochen zusammen und unterhalten uns noch etwas.