Rund um Kebnekaise
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5. Tag: Šiellavággi · Hoŋgá · Kåta Vuopmegeahči · Brücke über den Aliseatnu · Vierrojohka

Abstieg ins Alisvággi bei Vuopmegeahči

Zum Pass zwischen Hoŋgá und Šiellačohkka

Auch der dritte Tag begrüsst mich mit einem überwiegend blauen Himmel. Es ist also weiterhin viel zu warm um mit einm schweren Rucksack durch das Fjell zu wandern. Aber Regen will ich auch nicht haben. Nach dem Frühstück verlasse ich meinen Zeltplatz im südlichen Šiellavággi. Ich will heute ins Alisvággi absteigen und die Brücke über den Aliseatnu queren. Anders als 2017 will ich nicht am Šiellačohkka absteigen, sondern auf der 1050 Höhenlinie nach Osten bis zum Fluß bei Vuopmegeahči gehen. An dessen Ostufer steht eine verfallene Kotå, wo ich auf den Weg treffen sollte.

Ich war gestern zum Fluß gegangen und orientiere mich im Tal wieder etwas höher, wo ein deutlicher Pfad verläuft. Nach rund 600 Metern erreiche ich ein Schneefeld mit Flußquereung. Teilweise ist es schon geschmolzen, so dass das Wasser dort in der Mitte offen fliesst. Es ist auch nicht tief, aber die Schneekanten sind so hoch, dass ich nur schwer runter und hoch kommen würde. Ich entschliesse mich dort über die Schneebrücke zu gehen, wo sie am dicksten und unversehrtesten ist. Der Schnee ist fest und so komme ich gut am anderen Ufer an. Mit Schneebrücken hatte ich schon bei meiner Hardangervidda-Querung reichlich zu tun, aber so wirklich anfreunden werden wir uns wohl nie.

Die Schneefelder nehmen zu, sind jedoch kein Hindernis. Ich passiere den ersten der drei Seen mit reichlich Abstand. Diesmal will ich alle drei Seen auf der Nordostseite passieren, nachdem ich beim ersten Besuch beim dritten See über des Blockfeld am Südwestufer gegangen war. Damals sah mir das andere Ufer zu steil aus. Ich steuere den Hügel in der Talmitte wieder auf der Nordostseite an. Wie befürchtet liegt hier um die Seen richtig viel Schnee.

Ich suche mir eine Platz für eine Pause und sondiere die Lage. Der hintere See fließt in den mittleren See ab und von links erhält dieser noch Wasserzuschuss vom kleinen Hochtal am Hoŋgá. Im Talgrund sind diese Flüsse schneefrei, im Hang dagegen fliesst er unter Schnee. Der Abfluss des mittleren Sees hat sich seinen Weg durch den Schnee gesucht und wartet mit den bekannten hohen Schneekanten auf. Damit ist schnell klar, ich bleibe bei meinem Plan. Um zum Hoŋgá zu gelangen muss ich ein Schneefeld queren, dass Teile des Sees abdeckt und schon einen grossen bogenförmigen Spalt hat.

Ich setze meinen Rucksack auf und wandere mit grossen Abstand am Spalt entlang. Mücken bevölkern die kühle Oberfläche als warten sie auf ein Rentier. Der Schnee ist noch sehr fest und so enschliesse ich mich den Fluss vom Hoŋgá ebenfalls über den Schnee zu queren. Am letzten See bin ich nicht ganz so mutig ,wie drei Wanderer, die mir entgegen kommen. Während ich eine Route weiter oben durch die Felsen wähle, gehen sie unterhalb von mir über den Schnee am See. Mir sah das zu instabil aus. Ein letzter Anstieg über Gras und Felsen und dann ist der höchste Punkt zwischen Hoŋgá und Šiellačohkka erreicht.

Höhenroute nach Vuopmegeahči

Vor mir liegt ein Schneefeld aus dem ein Bach entspringt der zum Alip Hoŋggánjira wird. Weiter unten ist ein Feuchtgebiet und wenig später ein See, von dessen Bereich häufig übernachtet wird. Von diesem Plateau gibt es einen schönen Blick ins Alisvággi. Bei meinem ersten Besuch war ich dem Alip Hoŋggánjira und dort wo dieser eine 90°-Kurve nach Osten macht abgestiegen. Der Weg im Tal führte jedoch durch Weidengestrüpp und Birkenwald und berade vor Vuopmegeahči war es etwas mühsam. Diesmal wollte ich die obere Route ausprobieren. Dazu würde ich der 1050-Höhenlinie folgen bis zum Bach der nach Vuopmegeahči hinabfloss. Gesagt getan.

Ich überlege zum See abzusteigen und dann auf der Höhe entlang zuwandern. Entscheide mich dann jedoch um und überquere die mit einige Felsenblöcken verzierte Anhöhe. Es geht besser als gedacht und so wandere ich schon bald über Wiesen. Ein frischer Wind weht hier oben und macht die Wärme erträglich. dazu kommt eine schöne Aussicht auf die Berge südlich des Alisvággi.

Am Lulep Hoŋggánjira erwartet mich wieder eine Schneebrücke, die mir nasse Füsse erspart. Ich nutze die Gelegenheit und mache Mittagspause. Die Butter wird mit Schnee gekühlt, so dass sie wieder fest ist. Öl wäre bei den Temperaturen wohl besser gewesen.

Einzelnes Weidengestrüpp und Wiesen mit gelben Trolblumen kündigen feuchteren Untergrund an. Vielleicht bin ich etwas zuweit abgestiegen, dafür habe ich einen schönen Blick hinab ins Tal. Das Vierrovággi, durch das ich zur Mårmastugan austeigen will, kommt immer dichter. Ich erreichen ein kleines Plateau mit Felsen, die mich zu einer Pause einladen um die tolle Aussicht zu geniessen. Das Panorama mit Alip Vealevárri, Moarhmmábákti, Godučohkka (Kåtojåkka) und bis zum markanten norwegischen Storsteinsfjellet ist einfach schön. Und auch die vielen schneefreien Flecken machen mir Hoffnung auf eine erfolgreiche Querung des Mårmapasset. Dafür mus ich aber noch absteigen und so raffe ich mich auf und wandere weiter.

Einerseits will ich nicht zu früh absteigen und im Weidengestrüpp landen, andererseit mag ich es lieber nicht so steil. Schliesslich kann ich Kåta und sogar die Brücke über den Aliseatnu erspähen. Ich steile langsam ab und steuer auf den Fluss zu. Es handelt sich hier oben dabei vor allem um eine mit Schnee gefüllte Rinne. Trotzdem höre ich Wasser plätschern. So ganz gefüllt ist sie also nicht. Etwas unterhalb von mir sehe ich jedoch eine mehrere Meter dicke Schneebrücke auf der ich ans andere Ufer komme. Ich steige nun an der Rinne gerade ab. Ich bin schon fast an der Kåta Vuopmegeahči, als es nicht mehr weiter geht. Ein kleiner Wasserfall verkündet eine Felswand, die durch Gestrüpp umgangen werden muss. Dann stehe ich an der Kåta.

Von Vuopmegeahči zur Brücke über den Aliseatnu

Ich schaue mir die Kåta Vuopmegeahči an. Sie ist nun richtig verfallen, aber im Gegensatz zu damals ist der Müll verschwunden. Dann folge ich dem deutlichen Pfad Richtung Fluss und stehe wenig später an einer roten Wegmarkierung. Während der Pfad nach Osten durch das Bessešvággi bis nach Kaisepakte führen soll, ist der Weg in westlicher Richtung zwischen Kungsleden und Mårmastugan markiert. Ich folge also der orangen Markierung am Fluss entlang nach unten.

Als ich in den Fjällbirkenwald eintauche, kommen die Mücken raus und freuen sich über eine Blutspenderin. Ich ziehe meine Windbreakerjacke an und kann so nur noch in Gesicht und an den Händen attackiert werden. Und das tuen diese Biester in groß Anzahl. Ich passiere einen Platz, wo vor ein paar Jahren noch eine Holzhütte stand. Einige der Birken mit Markierung sind umgefallen. Als das Gelände abflacht, wird es sumpfig. Der Pfad ist dieses Jahr noch nicht soviel gegangen worden und das Gras nicht immer deutlich umgetreten. Irgendwo folge ich der falschen Spur und stehe auf einer Lichtung. Ich gehe etwas zurück und orientiere mich mittels GPS. Schliesslich stehe ich, umgeben von einem Mückenschwarm an der Hängebrücke.

Vom Aliseatnu zum Vierrovággi

Mein Tagesziel ist erreicht, nun gilt es einen schönen Zeltplatz mit Wasser zu finden. Ich folge dem offiziellen Pfad, der erst einmal eine Anhöhe in Angriff nimmt. Meine treuen Begleiter wittern weiterhin ihre Chance und so langsam kann ich Leute verstehen die mit einem Netz über dem Kopf wandern. Durch ein Feuchtgebiet erreiche ich schliesslich eine Kette von kahlen Hügeln, die am Flussufer des Vierrojohka entlang führen. Endlich kommt etwas Wind an, aber die Mücken lassen sich nicht abschrecken.

Plötzlich führt der Weg wieder in ein kleines Wäldchen und ich stehe zwischen Weidengestrüpp an einem Fluß für dessen Querung meine Schrittlänge zu kurz ist. Angegriffen von den Mistviechern steige ich querfeldein wieder auf und stehe plötzlich auf dem Winterweg. Hier kann ich die Furt einfach queren und ich frage mich, wer sich solche Wegführung ausdenkt. Zumindest gibt es nun im Terassenförmigen Gelände einen Platz für das Zelt und Frischwasser ist auch gut erreichbar. Ich stelle meinen Rucksack ab und baue das Zelt auf. Die Mücken können sich nicht so ganz zwischen mir und dem Rucksack entscheiden, aber am Ende landen alle zusammen in meinem Vorzelt.

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