Abstieg durch das Geargevággi ins Tjäktjavagge
Am morgen regnet es wie vorhergesagt, Die Wolken ziehen rechts und links am Hügel mit dem Zelt vorbei. Ich drehe mich noch einmal um und die Regentopfen trommeln mich wieder in der Schlaf. Als icherneut aufwache ist es nicht wirklich besser geworden. Ich frühstücke Griesbrei und da ich noch Hunger habe, gibt es auch noch Rührei. Ich rufe erneut einen Wetterbericht über das inReach ab. Ab 13 Uhr soll der Regen nachlassen und um 15 Uhr soll es sogar ganz aufhören.
Ggeen 13 Uhr beginne ich mit dem Einpacken. Der Regen hat tatsächlich nachgelassen und ich kann bis zum Pass hinaufschauen. Ein leichter Wind weht und nachdem ich das Zelt abgewischt habe, kann ich es sogar fast trocken einpacken. Als ich um 14 Uhr loswandere ist die Sicht wieder schlecht. Ich umgehe das Schneefeld unterhalb des Hügels und sehe nachträglich ein frei geschmolzenes Loch. Die Schneefelder scheinen hier alle nicht mehr besonders stabil zu sein. Als ich mich wenig später nocheinmal umdrehe ist hinter mir wieder alles grau. Vor mir äsen vier Rentiere. Als sie mich sehen verziehen sich den Berghang hinauf. Es sind die letzten Tiere, die ich während der Tour sehe.
Vor mir wird das Geargevággi enger. Mit der tief hängenen Wolkendecke sieht alles noch beklemmender aus. Während an der Nordflanke des Alip Suoričohkka Wasserfälle in die Tiefe stürzen, haben die Bäche auf meiner Seite leichte nur wenig Wasser. Ich steige grösstenteils über Wiesen ab. Immer mit Abstand am Ufer des Flusses entlang, der zu den Quellflüssen des Čeakčajohka gehört. Er fliesst hier durch einen Canyon, der zu einem grossen Teil unter Schnee liegt. Löcher bieten Einblicke auf die rauschenden Fluten. Unterhalb des Canyons gleicht er einem Wiesenfluss mit grünen Hängen auf beiden Seiten.
Ich nähere mich dem Tjäktjavagge und wähne schon alle Hindernisse überwunden, als sich ein letztes Schneefeld quer über das ganze Tal ausbreitet. Es ist zum Glück noch sehr stabil und lässt sich somit einfach queren. Inzwischen kann ich die Wanderer auf dem Kungsleden sehen, wie sie vom Tjäktjapass absteigen. Und genauso wie ich damals die anderen Wanderer beobachtet habe, beobachten sie nun mich. Ich setzte meinen Rucksack ab und mache eine kurze Pause.
Auf dem Kungsleden durch das Tjäktjavagge nach Sälka
Der Kungsleden verläuft weiter oben im Hang und steigt langsam ab. Es würde also reichen, wenn ich auf der selben Höhe einfach weiter wandern würde um dort hin zu gelangen. Ich kann allerdings sehen, wie jeder Wanderer so seine Probleme hat den Fluss vom Čeakčačohkka zu queren. Durch den Regen ist er angeschwollen und es scheint nicht ohne nasse Füsse zu gehen. Ich wandere daher weiter am Čeakčajohka entlang. Vor der Mündung des Füsses in den Čeakčajohka sieht es von weiten recht gut aus. Als ich aber an der Kiesbank stehe, sieht es nach Crocs und nassen Füsse aus. Natürlich fängt es auch wieder an zu Regnen. Nach der Furt gehe ich Richtung Kungsleden. Es ist schon 16 Uhr und bis Sälka sind es noch sieben Kilometer.
Auf dem Kungsleden komme ich deutlich schneller voran. Ungewohnt sind nach dem zuvor ehr eindamen Tagen die vielen Wanderer. Betterstege erleichtern das Wandern. Auch wenn einige Wasserläufe den Kungsleden unter Wasser setzen, so bleiben die Schuhe trocken. Der Regen lässt nach.
Nach einer Stunde habe ich den Geargeoaivi passiert. Aus dem Seitental am Lulip Suoričohkka gibt es kräftig Wasserzuschuss zum Čeakčajohka. Auch hier soll ein Übergang möglich sein, allerdings liegt hier auch noch einiges an Schnee. Zudem hätte ich den Čeakčajohka queren müssen. Hingen eben die Wolken tief noch, so blitzt plötzlich die Sonne durch die Wolkendecke. Vor mir wird blauer Himmel sichbar und alle halten an, um sich endlich der Regenkleidung zu entledigen.
Es geht nun um ein paar Seen herum. Deren Ufer sind zwar supfig aber Moränen in der Talmitte bitten schöne Plätze mit Aussicht für eine Pause. Das erste Zelt wird aufgebaut. Auch wenn das Tjäktjavagge hier sehr schön ist, ich muss mich weiter sputen. Sälka, das sie so nah aus, aber es zieht sich dann doch noch. Links habe ich bereits den Bergausläufer Reaiddánjunni erreicht. Hinter dem Bergrücken liegt das Stuor Reaiddávággi, in das ich heute noch etwas aufsteigen möchte.
Um 18:15 kann ich den Sälka-Gipfel durch das kleine Seitental mit dem Dalssjön sehen. Wichtiger für mich, vor mir liegen die Sälka-Hütten. Sie liegen im Delta des Flusses aus dem Stuor Reaiddávággi auf einem Hügel. Brücken führen über die einzelnen Arme. Ich steuer direkt die Butik an, die bis 20:00 Uhr geöffnet hat. Es ist 18:35, da kann ich ja nun richtig Zeit im Shoppingparadies verbringen. Die Auswahl ist dann doch deutlich eingeschränkter als ich es von 2015 in Erinnerung hatte. Es gibt noch eine Gaskartusche. Die 230g Sommergas wandert als erstes in meinen Korb. Für die Makkaroni gibt es einen anderen Messbecher. Den mache mit 7dl richtig voll, so dass ich diesmal genug für vier Mahlzeiten habe. Dazu kommen Knäckebrot, Schwarzbrot, Schmelzkäse, Schokolade und geschnittene Salami für zusammen 38 € (415 SEK). Der Rucksack ist damit wieder richtig schwer.
Aufstieg von Sälka ins Stuor Reaiddávággi
So schön es in Sälka auch ist, mir ist es zuviel Trubel. Ich will noch etwas ins Stuor Reaiddávággi aufsteigen. Auf meine Frage wo der Weg nach Nallo abzweigt, bekam ich zur Antwort, dass der offiziele Weg südlich der Brücke abzweigt. Ich könne aber auch auf der anderen Seite aufsteigen. Vor allem wenn man nach Nallo möchte kann dies sinnvoll sein. Mein Ziel ist es jedoch morgen ins Unna Reaiddávággi zu gehen, welches auf der südlich abzweigt. Ich schultere also meinen Rucksack und quere den Fluss nach Süden.
Der Holzwegweiser zeigt einen ausgetretenen Pfad entlang. Dieser führt mich zur einer kleinen Furt und ist dann gar nicht mehr deutlich. Tja, gleich am Anfang den Weg verloren. Da ich aber im Kalfjäll unterwegs bin und die Richtung klar ist, steige ich einfach den Hang hinauf. Die Sonne scheint und es ist kaum zu glauben, dass ich heute Morgen keine 50 Meter Sicht hatte. Ursprünglich wollte ich ein ganzes Stück ins Tal hinein wandern, da es aber schon spät ist suche ich einen Platz im Hang. Bedingung ist, dass ich die Sälka-Hütte nicht mehr sehen kann und das dauert etwas. Nach 1½ Kilometern erreiche ich eine breitere Terrasse, die nicht nur eben ist und an einem Bach liegt, sondern von wo ich die Hütten nicht mehr sehen kann, dafür gibt es einen schönen Ausblick durch das Tjäktjavagge nach Süden.
Ich baue das Zelt auf und teile die Makkaroni in vier Teile. Eine Portion gibt es heute gleich mit Tomatensosse und Parmesan. Und der Rucksack wird damit morgen gleich leichter. Die Abendsonne nutze ich noch die Regensachen zu trocknen und dann wird es auch schon wieder Zeit fürs Bett.