Aufstieg ins Stuor Reaiddávággi
Ich werde wach, als es im Zelt warm wird. Als ich auf die Uhr schaue, schrecke ich auf: Es ist schon 8 Uhr. Zum Frühstück gibt es heute eine kleine Portion Grießbrei und eine Scheibe Schwarzbrot mit Salami. Das schmeckt so gut, dass ich gleich noch eine zweite Scheibe esse. Heute will ich einen Abstecher ins Unna Reaiddávággi machen und ich hoffe in der Unna Räitastugan übernachten zu können. Auf das Tal freue ich mich seit einigen Tagen, auch wenn es über viele Steine gehen wird.
Von meinen Zeltplatz habe ich einen tollen Blick auf die Sälka-Berge. nur wenige Wolken sind am Himmel und es verspricht wieder ein schöner Tag zu werden. Um 10:45 Uhr beginne ich mir dem Aufstieg ins Stuor Reaiddávággi. Schon bald stosse ich auf den Weg am Ufer des Flusses. Dieser fliesst hier tief in einer V-Schlucht, aber der Weg führt über die ebene Heidefläche oberhalb. Nach rund 60 Höhenmeter kann ich das Stuor Reaiddávággi entlang schauen und sehe die Berge Nallo und Šielmmáčohkka.
Durch den Stuor Reaiddávággi zum Unna Reaiddávággi
Mit Erreichen des Talgrunds wird der Boden steiniger. Als erstes muss der Fluss aus dem Tal zwischen Tjäktjahjälmen und Gaskkasnjunni queren. Er teil sich in viele Arme und ich finde auch eine Stelle um den Hauptarm zu queren. Es geht nun über Geröll an der Westflanke des Tjäktjahjälmen entlang. Der Vaktposten kommt langsam näher und nach einer Stunde erreiche ich den Gletscherfluss vom Reaiddaglaciären. Auch er teilt sich in viele Arme, aber diese sind breiter. Ich wechsel in die Cros und meine Füsse freuen sich auf ein kaltes Fußbad.
Die Wegmarkierung führt weiter im Talgrund zum Reaiddájávri. Da ich hinter dem Vaktposten ins Unna Reaiddávággi aufsteigen will, bietet es sich an, schon im Hang aufzusteigen. Nach der Karte steigt man zwar an der nördlichen Flussseite auf, aber ich sehe keinen Grund nicht auf der Südlichen zu gehen. Insbesondere, da das Wasser vom Reaiddáčohkka kommt. Ich orierntiere mich somit auf die östliche Seite des Talgrunds und suche mir den besten Weg. E gibt zwar eineige Blockfelder, aber ich komme gut auf den grünen Flächen voran.
Gegen 13 Uhr quere ich einen Bach, der von der Westflanke des Vaktposten kommt, und sich für eine Mittagspause anbietet. Auf flachen Felsen kann ich gut sitzen und etwas Windschutz gibt es auch. Heute gibt es eine Tasse Kartoffelpüree und Tee zur Stärkung. An schliessend beginne ich mit dem Aufstieg. Ich beginne sachte, um nicht in das Geröll am Vaktposten zu geraten. Dann sehe ich ein grünes Band, welches dorthin führt wo ich hin weil.
Das grüne Band führt mich nun steiler nach oben. Untern am Reaiddájávri sehe ich zwei Zelte stehen. Auf rund 1180 Meter Höhe liegt vor mir nur noch Geröll. Der anstrengende Teil der Etappe beginnt. Ich nutzen jeden Flecken Erde zwischen den Steinen. Im Zickzackkurs geht es weiter. Einziger Trost, die andere Flussseite sieht auch nicht besser aus.
40 Höhenmeter weiter, kann ich Pyramiden und Knivkammen erkennen, dahinter liegt noch die Steilwand des Nijbáš. Vor mir liegt ein Schneefeld. Dieses erweist sich als sehr unangenehm. Der Schnee ist weich, die Decke so dünn, dass sie mich nicht trägt. Ich kann es aber nicht umgehen und stapfe bei jedem Schritt auf, um auf den Boden zu kommen. Das geht eine Weile ganz gut, aber dann trete ich zwischen zwei Felsen und knicke den Fuss um. Trotz festen Wanderschuh, fährt der Schmerz ins Gelenk. Ich da und mag nicht vor und zurück. Es nützt nichts, ich muss weiter und bin froh, als ich wieder sehen kann wohin ich trete. Ein bisschen gezerrt, aber der Schuh hat mich vor dem schlimmsten bewahrt.
Im Unna Reaiddávággi
Es geht weiter bergan auf den höchsten Punkt des Tages. Eine Erhebung in der Talmitte führt mich auf 1275m. Neben mir befindet sich ein riesiger Geröllwall, der den See unterhalb des Gletschers am Vaktposten meinem Blick entzieht. Dafür kann ich aber schon die Unna Räitastugan am See P1112 sehen. Still liegt sie da, in der Nachmittagssonne. Ein Zelt sehe ich nicht, aber ob dinnen jemand ist, sehe ich natürlich nicht. Solange ich aber niemanden sehe, kann ich hoffen dort die Nacht verbringen zu können.
Bevor ich weiter gehe, bewunder ich die Gletschererste am Vaktposten. Das bläulich schimmerne Eis liegt teilweise frei und grosse Spalten sind sichtbar. Auf der Ebene vor mir meandert der Gletscherfluss. Frisches grün spriesst zwischen den Steinen und sorgt für Farbe. Ich umgehe Schneefelder und Seen auf der nördlichen Talseite. See und Hütte sind zwar hinter einer Erhebung verschwunden, aber Pyramiden und Knivkammen zeigen das Ziel an. Und das will einfach nicht näher kommen.
Weiter geht es über Geröll. Gleich muss doch der See kommen und dann bin ich da. Ich sehe den See, ich sehe die Hütte, Hoffnung keimt auf. Gleich bin ich da. Und dann bin ich am See. Die Hütte, eben noch nach ist immer noch fern. Das Westufer ist steil und Schneefelder liegen am Ufer. Über Felsen passiere ich das erste. Dann bin ich in einem Felsenlabyrinth. Zwischen langezogenen Felsrippen lande ich am zweiten. Weiter oben sind Steinmännchen und so steige ich auf. Als ich auf den Schnee treten will höre ich Stimmen. Die ganze Zeit habe ich niemanden gesehen und nun kommt Konkurrenz. Zumindest will ich als erste da sein und so spute ich mich.
Unna Räitastugan
Als ich die Tür zur Unna Räitastugan öffnet ist sie leer. Sie hat wie die Mårmastugan zwei Pritschen und auf dem Boden wäre auch locker Platz für eine dritte Person. Das passt also, aber die beiden Wanderer sind verschwunden. Komisch, eben waren sie doch dicht hinter mir? Nach einer Weile kommen sie den Berghang nördlich der Hütte herab. Die Rucksäcke sind sehr klein. Es stellt sich heraus, dass die beiden Schweden nur eine Tagestour machen und unten am Reaiddájávri zelten. Vorerst bin ich also alleine in dr Hütte.
Wir schauen uns zusammen um. Der Seeabfluss stürzt sich eine Steilwand hinab. Der Wasserstand ist so hoch, dass die Furt nicht mit trockenen Füssen möglich ist. Durch eine Felsrinne geht es dem Abgrund entgegegen. Teilweise fliesst das Wasser unter einer Schneebrücke. Für einen schönen Blick empfiehlt sie mir den Aufstieg auf den Hügel hinter der Hütte. Wir betrachten zusammen den Einstieg zum Trepassleden. Dieser führt zwischen Pyramiden und Knivkammen entlang ins Kaskasavagge. Oben ist es sehr steil und ich bereue nicht, diese Route schon vor meinen Urlaub aus dem Plan gestrichen zu haben. Er erzählt mir, dass er vor einigen Jahren den Trepassleden gewandert ist. Er würde es nicht noch einmal machen und kann es auch nicht empfehlen. Sie verabschieden sich und ich richte mich in der Hütte ein.
Die Unna Räitastugan wurde 2020 von Freiwilligen neu erbaut und hat die alte baufällige Hütte von 1960 ersetzt. Sie hat zwei Pritschen und vorm Fenster ein Bord, welches als Tisch dient. Sie gehört zum STF und die Übernachtung ist erlaubt und kostenlos. Selbstverständig ist der Müll mitzunhemen und die Hütte sauber zu verlassen. Im Gästebuch hat sich regelmässiger Besuch eingetragen, jedoch weniger als in der Mårmastugan. Ich koche Nudeln mit Lachs in Sahnesosse. Der Wetterbericht sagt Gewitter über die Mittagszeit voraus. Ich werde also morgen lieber früh starten, um bis zum Gewitter wieder ins Stuor Reaiddávággi abgestiegen zu sein. Gegen 23 Uhr schaue ichnoch einmal raus und gehe dann ins Bett.