Rund um Kebnekaise
Rund um Kebnekaise

21. Tag: See beim Várddut · Abstieg Alisvággi · Rentierzaun · Gáddenvággi · Hängebrücke Šiellajohka

Durch Alisvággi und Gárddenvággi

Abstieg ins Alisvággi

Ich wache früh auf. Draussen stürmt es und der Regen peitscht immer wieder auf das Zelt. Zum Glück treffen die Sturmböen nicht seitlich aufs Zelt, aber etwas mehr Windschutz hätte gut getan. Für mich steht heute eine kurze Etappe an. Ich will nur vom Höhenzug zum Kungsleden absteigen und dann durch das Gárddenvággi bis zur Brücke am Šiellajohka wandern. Ich schaue aus dem Zelt und sehe den nächsten Regenschauer auf mich zukommen. Ganz so schlimm wie es sich anhört, scheint es aber nicht zu sein, denn hin und wieder brechen im Alisvággi Sonnenstrahlen durch die Wolken. Wenn nur der Wind nicht wäre. Wieder trifft eine Windböe auf das Zelt. Diesmal neigt es sich gefährlich nach unten. Ich drücke das Zelt gegen den Wind, damit die Stange nicht bricht. Als die Böe vorbei ist, sprinte ich raus. Von zwei Abspannseilen hatten sich die Heringe losgeruckelt. Das ist einfach und schnell gehoben.

Ich frühstücke. Das Garmin verspricht kein besseres Wetter. Im Gegenteil, die Windgeschwindigkeit der Böen soll auf über 90 km/h ansteigen. Ob das mein Zelt auch noch aushält? Ich packe ein und warte eine Regenpause ab. Mir gelingt es sogar das Zelt trocken einzupacken. Damit es nicht wegfliegt beschwere ich es mit meinem Rucksack. Es ist 10 Uhr und ich kann mit dem Abstieg zum Kungsleden im Alisvággi beginnen. Ich quere den Seeabfluss und steige Richtung Raststuga Rádunjárga ab. Kaum im Steilhang beginnt es richtig an zu regnen.

Auf Kungsleden durchs Alisvággi

Rund 200 Höhenmeter tiefer treffe ich auf den Kungsleden. Das schwierigste Stück ist geschafft. Es stürmt unheimlich. Der Wind und damit auch der Regen kommt von der Seite. Ich muss die Kaputze der Regenjacke auf der rechten Seite vorschieben, damit mir das Wasser nicht von der Brille in den Kragen läuft. Hier im Talgrund gibt es viele sumpfige Flächen, die über Bretterstegen gequert werden können. Diese sind nass allerdings sehr rutschig. Vater mit Sohn kommen mir entgegen. Ich vermute zwei Japaner. Direkt vor mir trifft uns eine Windböe und haut den Vater direkt um. Kunstvoll kann er einen Sturz mit einer Pirouette abfangen.

Es geht auf halb 12 zu, als ich den Miesákjávri erreiche. Zwischen Rádujvri und Miesákjávri ist eine Furt auf die andere Seite der Seenkette. Diese gilt nicht nur bei Hochwasser als schwer. Die Landzunge ist unterhalb eines Hügels auf dem ich eine kurze Snackpause mache. Ich kann nicht nur den Rucksack auf einem Felsen trocken abstellen, es ist auch gerade eine Regenpause. Mit Schokolade gestärkt wandere ich weiter.

Schon von weiten sehe ich den rentierzaun, der die Weidegebiete der Gabna und Laevas Sameby voneinder trennen. Für den Kungsleden wurde eine massive Treppe gebaut, damit Wanderer darüber hinwegsteigen können. Mir kommen immer mehr Wanderer entgegen, die in Abiskojaure gestartet sind. Rucksackhüllen flattern im Wind und Regenponchos werden versucht zu bändigen. Jeder kämpft sich voran. Am Rentierzaun steht ein Schild, welches für den Boot-Shuttelservice über den Alesjaure wirbt. Für einen Erwachsenen kostet es 500 SEK um die Wanderung um 5 Kilometer zu verkürzen. Kinder schlagen mit 200 SEK zu buche, genauso für den Gepäcktransport (wenn Platz ist).

Ich kann nun den Gáddenvárri sehe. Der Wind pustet hier kräftig das östliche Alisvággi entlang und trifft auf keine grossen Hindernisse. Der Kungsleden führt hinab in eine Senke und schon von weiten kann ich andere Wanderer beobachten wie sie einen Flusslauf über eine Holzbrücke queren. Fast jeder zweite muss innehalten und hat Probleme sich auf der Brücke zu halten. Zum Glück fällt niemand ins Wasser. Und auch ich schaffe es trotz Windstoss, zwar etwas verkrampft, aber trocken ans andere Ufer. Der Weg steigt an und dann bin ich an der Wegkreuzung. Nach links sind es 5 Kilometer bis nach Rovvedievva. Gerade aus rund 8 Kilometer bis Abiskojaure. Und rechts komme ich quasi zum Anfang meiner Wanderung, nach Vuopmegeahi (14km) und zur Mårmastugan (25km). Das schönste kommt aber von oben, die Sonne scheint. Ich suche mir einen trockenen Platz und esse Knäckebrot mit Käsecreme.

Abstieg durch das Gáddenvággi zum Šiellajohka

Von meinem Pausenplatz kann ich ein paar samische Holzhütten sehen. Zwischen Kungsleden und Rengärde liegt ein kleiner See. Trotz Sonne ist es durch den stürmischen Wind kalt und so wandere ich nach einer Viertelstunde weiter. Rund 250 Höhenmeter sind es bis zur Brücke die ich nun langsam absteige.

Der Kungsleden führt nun an der Ostflanke des Gáddenvárri entlang. Auf der anderen Talseite des Gáddenvággi liegt der Šiellanjunni. Die Hänge sind mit Weidengestrüpp bewachsen. Auch am Wasserlauf im Talgrund sieht es recht feucht aus. Zum Glück bläst der Wind nun von hinten. Windschutz gibt es im Gáddenvággi aber nicht wirklich.

Ich nähere mich der Mündung in den Šiellajohka. Nach Ost kann ich die Gipfel von Tjåmuhas (Čoamohas) und Ballinbogičohkka sehen. Auf dem Bergrücken im Mündungsbereich gab es früher die Kieronstugan. Diese ist jedoch niedergebrannt. Der Name taucht noch in der Karte auf und auch ein Trampelpfad ist ein gezeichnet. Dieser eignet sich als Einstieg ins Šiellavággi. Ich halte meine Augen offen, aber eine überzeugene Abzweigung sehe ich nicht.

Nach Norden kann ich dafür den Abiskojaure sehen. Fjällbirkenwald kündigt die Brücke über den Šiellajohka an. Auch wenn er durch eine tiefe Schlucht fliesst, auf beiden Seiten gibt es Zeltmöglichkeiten. Vor allem auf der Nordseite wird gezeltet, da die Grenze des Abisko Nationalpark nicht mehr weit ist. Nach der stürmischen letzten Nacht will ich diesmal etwas mehr Windschutz haben und beschliesse mein Glück im Wald auf der Nordseite zu versuchen. Am Meditationsplatz kommt mit ein ganzer Schwung Wanderer entgegen. Sie haben den deutlichen Nachteil, dass ihnen Wind und Regen ins Gesicht blasen. Ich passiere einige ebene Flächen, die jedoch keinen wirklichen Windschutz haben.

Um kurz nach 15 Uhr erreiche ich die 24 Meter lange Hängebrücke über den rauschenden Šiellajohka. Auf der anderen Seite geht es ein Stück durch den Wald, dann komme ich an ein Toilttenhäuschen und sehe die ersten Zelte stehen. Mir kommt ein Paar entgegen und links vom Weg gibt es eine freie Fläche. Ich biege schwungvoll ab und setzte den Rucksack ab. Die beiden schauen und ich spüre, dass die beiden auch hier hin wollten. Die Fläche ist groß genug für zwei Zelte. Ich rufe, aber das Flußrauschen ist so laut, das sie mich nicht hören. Ich laufe hinterher und als sie mich hören, wehren sie erst ab, nehme das Angebot dann aber doch gerne an. Im strömenden Regen bauen wir unsere Zelte auf.

Der Wald füllt sich. Die Tür zum Toilttenhäuschen bekommt niemand auf und so richtig funktionell sieht sie auch nicht aus. Als ich eine kleine Abendrunde drehe, sehe ich weiter nördlich noch viel mehr Platz. Meine niederländischen Nachbarn höre ich jedoch kaum und durch das Rauschen des Šiellajohka haben wir alle eine ruhige Nacht.

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