Rund um Kebnekaise
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4. Tag: Tältlägret · Ballinvággi · Furt Ballinjohka · Renvaktarstugan · Šiellavággi

Durch das Ballinvággi ins Šiellavággi

Aufstieg von Tältlägret ins Ballinvággi

Um halb sieben Uhr wache ich auf. Als ich aus dem Zelt schaue erwartet mich ein strahlend blauer Himmel. Während der Niederländer schon auf dem Rückweg nach Absiko ist, geht es für den Schweden und mich durch das Ballinvággi. Ich frühstücke und es dauert etwas bis ich alles im Rucksack so verstaut habe, dass es für die Wanderung sinnvoll ist. Kurz nach 8 Uhr bin ich fertig.

Von Tältlägret gibt es einen Pfad hinauf ins Ballinvággi. Bei meinem Besuch 2017 war ich im Weidengestrüpp zu weit östlich geraten. Das will ich diesmal vermeiden. Wieder folge ich den Pfad an der Trockentoilette vorbei. Schon gestern hatte ich Probleme mit einem noch nicht ganz abgeheilten Husten und auch heute komme ich nicht weit. Unter Last mit schweren Rucksack bergan bekomme ich sofort eine Hustenattacke. Ich schleiche langsam den Hang hoch und hoffe auf Besserung. Als Weidengestrüpp zunimmt, merke ich, wie ich wieder vom Fluß weg tendiere. Ich quere eine sumpfige Fläche und schon sehe ich auch wieder einen Pfad.

Langsam nähere ich mich dem Ballinjohka und als ich in seine Ufernähe komme, finde ich einen deutlichen Pfad. In seiner Schlucht liegt noch viel Schnee. Wie es wohl oben im Tal aussieht? Das Gelände wird etwas flacher und der Husten bremst mich auch nicht mehr aus. Trotzdem bin ich sehr langsam unterwegs. Ich esse etwas, als mich der Schwede überholt. Er will morgen schon zur Mårmahütte aufsteigen, bei mir wird es wohl einen Tag später.

Im oberen Hang hat der Ballinjohka eine tiefe V-förmige Schlucht geformt. Hier verläuft ein Pfad im Steilhang entlang, dem ich folge. Wenig später kann ich ins Tal blicken. Der Ballinjohka meandert hier ein Stück und es gibt kleine Inseln mit Gras. Der Talgrund ist überwiegend grün und nur am südlichen Ende erwarten mich Schneefelder. Auf der östlichen Talseite gibt es ein Steilufer mit einer erhöhten, ebenen Fläche. Hier befinden sich die Reste der Pallenvaggekåtan. Bei meinem ersten Besuch habe ich auf der Fläche gezeltet.

Durch das Ballinvággi

Das Ballinvággi ist einfach zu durchschreiten, nur am südlichen Ende warte eine Furt auf mich. Die Quellflüsse des Ballinjohka müssen gequert werden. Die Reste der Pallenvaggekåtan gilt es als erstes zu inspizieren. Teile der Mauer wurden in den letzten Jahren für einen Windschutz verwendet. Der Fußbodenreste sind weiterhin sichtbar und auch eine Schaufel erkenne ich wieder. Zudem scheint ein neuerer Ofen hier nun zu liegen.

Ich wandere auf der östlichen Seite des Ballinvággi weglos über Grasflächen. Kleine Blockfelder sind problemlos zu queren.

Nach rund zwei Kilometern erreiche ich den ersten Zufluß des Ballinjohka. Mehrere Wasserläufe aus dem Ballinriehppi vereinigen und teilen sich in einem Delta. 2017 konnte ich mehere Arme in Schuhen queren, ehe ich doch in die Crocs wechseln musste. Den Abfluss des Sees auf 1033 m Höhe hatte ich dann gleich mitgequert. Nun erwartet mich an der damilien Stelle in der Kurve eine hohe Schneekante am Westufer des Flusses. Ich schaue etwas und enschliesse mich die Wasserläufe vor der Schneekante zu queren. Anschliessend muss ich zwar über ein Schneefeld, das erscheint mir jedoch gefahrlos möglich. Zumal ich noch nicht sehen kann wie es um den See P.1033 aussieht.

Es ist schon Mittags und so nutze ich den Schuhwechsel auch gleich zur Mittagspause. Da es heute Abend Spaghetti geben soll, steht eine heisse Tasse Kartoffelpüree auf dem Plan. Dazu einen Tee. Trotz Hitze fällt es mir schwer genug Wasser zu trinken und so überliste ich mich.

Durch das namenlose Quertal zum Šiellavággi

Zwischen Ballinvággi und Šiellavággi gibt es ein namenloses Verbindungstal, das etwas steinig ist. Die Passhöhe P.1042 befindet sich im östlichen Ende, zwischen den Seen. Um dorthin zu gelangen steige ich etwas auf und gehe dann auf der Höhenlinie um die Kurve. Hier im Bergschatten des Čoamuhas (Tjåmuhas) liegt noch viel Schnee. Die Schneefelder sind trotz der Hitze dick und fest und gefahrlos zu begehen. Schnell lasse ich das Stück hinter mir und habe wieder festen Bode vor mir.

Ich blicke noch einmal zum See P.1033 hinab, ob es besser gewesen wäre, dort entlang zu wandern. Aber auch dort gibt es Schneefelder und zudem noch weitere Flussquerungen. Es sieht eigentlich unangenehmer als meine Route aus.

Mehr zufällig passiere einen eingestürzten Pingo. Ich hatte darüber im Wanderführer von Grundsten gelesen und bin positiv überrascht ihn zu erkennen. Ein Pingo ist ein im Permafrost entstandener Erdhügel und kommt vor allen in den arktischen Gebieten vor. Im Innern befindet sich ein Eiskern. Schmilzt dieser Kern durch den Rückgang des Permafrostes, dann stürzt der Hügel ein und es entsteht eine Bodensenke.

Am höchsten Punkt kann ich das Tal entlang zum Šiellanjunni blicken. An den beiden kleinen Seen vor mir gibt es beidseitig Schnee- und Blockfelder zu überwinden. Ich umgehe das mit Schnee bedeckte Blockfeld und den kleinen Tümpel rechts. Da auf beiden Seiten des länglichen Sees Schneefelder liegen, wechsel ich auf die mich leichter erscheinende südliche Seite. Am Ende des Sees umgehe ich das folgende Blockfeld wieder auf der nördlichen Bachseite. Schon 2017 fand ich diesen Abschnitt mühsam. Ich war vor allem auf der südlichen Seenseite entlang gewandert. Diesmal wollte ich vor Ort entscheiden. Als ich zu Hause die beiden GPX-Tracks aufeinander legte folgte die Überraschung. Ich war fast identisch gewandert, nur den ersten Tümpel hatte ich diesmal anders umgangen.

Ich kann die Renvaktarstugan am Übergang ins Šiellavággi sehen, als es noch ein Hindernis bewältigt werden muss. Vor einem Hügel liegt ein Schneefeld, dass an den seeartigen Flusslauf grenzt. Der Hügel hat deutliche Pfadspuren und so wechsel hier wieder die Flusseite und quere das Schneefeld. Ich orientiere mich nun an der Renvaktarstugan. Es geht am Talhang entlang. Blockfelder und kleine Schneefelder gibt es auch hier. Das Schmelzwasser fliesst über die Wiesen, sodass diese oft sumpfig bzw nass sind.

Es ist schon halb vier, als ich die Renvaktarstugan erreiche. Von der Stugan hat meinen einen schönen Blick das nördliche Šiellavággi entlang. Der Šiellajohka fliesst dem Kamajåkka entgegen. Am Boazočohkka und am Hoiganvággi mit dem markanten Berg Jorba Gearbil liegt noch sehr viel Schnee. Der Platz wird wegen des Blickes und der ebenen Flächen auch gerne als Zeltplatz gewählt. Ich will jedoch noch weiter. Oberhalb der Hütte liegt ein Schneefeld, in dessen Mitte bereits ein grosses Loch geschmolzen ist. Ich umgehe es und biege langsam ins Šiellavággi ein.

Im südlichen Šiellavággi

Rund 100 Meter unter mir fließt der Šiellajohka in einer tiefen V-förmigen Schlucht. Im Gegensatz zum nördlich Abschnitt, liegt hier an beiden Ufern noch Schnee. Ich bleibe auf der Höhe und nähere mich langsam der Fluss. Zwei Wanderer kommen mir entgegen. Sie sind weit über mir im steilen Hang des Ballinbogičohkka und steigen nun ab. Ich folge weiter dem undeutlichen Pfad im Gras bewachsenen Stelhang entlang.

Nach dem Ballinbogičohkka weitet sich das Tal und ich erreiche Flußniveau. Langsam steigt das Tal an und die Steine nehmen zu. Durch meinen langsamen Start geht es bereits auf 17 Uhr zu. Ich überlege ob ich im Šiellavággi noch übernachte oder erst hinter dem Pass zwischen Hoŋgá und Šiellačohkka. Da ich mich sowieso für vier Tage bis zur Måmastugan entschieden hatte, schaue ich mich um. Der Boden ist schon reichlich von Steinen durchsetzt. Dort wo es grün schimmert, handelt es sich in der Regel um nasse Flächen. Die Schneeschmelze macht das Finden von Zeltplätzen nicht gerade einfach. Schießlich findet ich etwas in flussnähe. Und auch wenn es nur 11 Kilometer waren, so bin ich irgendwie froh etwas gefunden zu haben. Ich baue das Zelt auf, packe aus und genehmige mir einen Pulver-Cappuccino. Bei den Spaghetti habe ich noch die ganze Auswahl und entscheide mich für Shrimps mit Blattspinat in Sahnesosse.

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