Rund um Kebnekaise
Rund um Kebnekaise

7. Tag: Mårmastugan · Mårmapasset · See P.1337 · Furt am Vássajávri · Vássaloamijávri

Über den Mårmapasset

Von der Mårmastugan zum Vássačohkka

MårmastuganMårmastugan

Ich schlafe unruhig. In der Mårmastugan sind es 20 °C und mein Unterbewusstsein wartet auf die nächtliche Ankunft weiterer Wanderer. Mein Plan sieht vor, mittags oben auf dem Mårma-Pass (Mårmapasset) zu sein, damit ich den ganzen Nachmittag Zeit für den langen Abstieg über die Blockfelder habe. Damit ich nicht zu spät starte, habe ich mir ausnahmsweise einen Wecker gestellt.

Um 6 Uhr klingelt der Wecker gnadenlos. Ich war gerade wieder eingeschlafen. Draußen ist strahlend blauer Himmel. Laut Wetterbericht soll es auch so bleiben. Ich stehe auf, frühstücke und packe den Rucksack. Dann statte ich der Toilette mehrmals einen Besuch ab. Habe ich gestern irgendwann schlechtes Wasser getrunken? Die Unruhe im Bauch legt sich jedoch wieder und nachdem ich noch ausgefegt habe, verlasse ich die schöne, kleine Hütte.

Aufstieg am Fluss vom Moarhmmáglaciären
Aufstieg am Fluss vom Moarhmmáglaciären

Bis zum eigentlichen Aufstieg auf dem Pass sind es noch 2½ Kilometer. In einer Höhe von rund 1.590 Metern geht es zwischen den Gipfeln Vássačohkka (1.733 m) und Ruomasčorru (1.647 m) auf die andere Seite der Bergkette. Ich steige am grauen Gletscherfluss des Moarhmmáglaciärs auf. Dieser fließt teilweise unter Schneebrücken, sodass sich tolle Einblicke bieten. Steinmännchen führen mich auf der idealen Spur.

ZeltmöglichkeitZeltmöglichkeit

Um 8 Uhr passiere ich an einem besonders großen Steinmännchen das Zelt des Schwaben. Mit jedem Schritt, die ich der schwarzen Wand näher komme, verliert sie an Schrecken. Bei der Tourplanung hatte ich mich dafür entschieden, auf der steilen Nordseite aufzusteigen und dann über die weniger steile Südseite abzusteigen. Dort gibt es zwar große Geröllfelder, aber auch die Möglichkeit, schon früh das Zelt aufzuschlagen. Der Nachteil dieser Route war der relativ schwere Rucksack zu Beginn der Tour, obwohl ich bereits rund zwei Kilogramm aufgegessen hatte. Mein geplantes Tagesziel war es, bis zum Seeabfluss des Vássaloamijávri zu kommen.

Mårmapasset Mårmapasset

Kurz vor der Wand muss ich noch ein langes, breites Schneefeld überqueren. An seinem unteren Ende fließt nur wenig Wasser heraus, das in den von Westen kommenden Gletscherfluss des Moarhmmáglaciärs mündet. In der Ferne kann ich zum ersten Mal das blanke Eis des Moarhmmáglaciärs sehen. Ich wandere weiter aufwärts am Schneefeld entlang. An der Stelle, an der die Steinmännchen stehen, gibt es eine vom Wind geformte, hohe Kante. Ich quere sie deshalb bereits unterhalb. Auf der anderen Seite suche ich mir einen schönen, flachen Felsen und mache in etwa 1.330 Metern Höhe mein zweites Frühstück. Vor allem morgens bekomme ich schnell wieder Hunger, weshalb es sich eingebürgert hat, schon früh wieder etwas zu essen.

Aufstieg zum Mårmapasset

MoarhmmáglaciärenMoarhmmáglaciären

Während ich weiter in Richtung der Steinmännchen aufsteige, blicke ich nach Osten ins Leavášvággi. In der Karte ist die Route zum Pass recht mittig eingezeichnet, der Einstieg befindet sich jedoch weiter östlich, wo die Steigung etwas flacher ist. Hier schimmert auch noch recht viel Grün zwischen den Felsen, sodass die Steine fest sitzen. Ich gehe zickzack und folge den Steinmännchen. Mit der Zeit nimmt das Gras zwischen den Steinen ab, dafür werden die Steine mehr und der Untergrund loser.

Blick ins LeavášvággiBlick ins Leavášvággi

Mit jedem Höhenmeter, den ich geschafft habe, verändern sich die Aus- und Einblicke. Nach Osten kann ich nun das Leavášvággi weit entlangblicken. Durch das Tal gelangt man zur Route nach Årosjåkk an der Straße nach Nikkaluokta. Nach Westen hin sehe ich immer mehr vom Moarhmmáglaciären. Der Gletscher ist von steilen Felswänden umgeben. Das Eis der Gletscherzunge liegt großflächig frei und schimmert blau.

Aufstieg zum Mårmapasset Aufstieg zum Mårmapasset

In 1.400 Metern Höhe bewege ich mich über lose Steine. Durch Wind und Wetter und vermutlich auch durch die vielen Wanderer, die den Steinmännchen folgen, liegen diese jedoch recht fest. Trotzdem muss ich bei jedem Schritt konzentriert den Fuß setzen. Ich könnte eine Pause gebrauchen, um den schweren Rucksack einmal abzusetzen. Wie gerufen kommt auf 1433 Metern eine kleine Grasfläche. Wie ein Balkon bietet dieser Fleck die Möglichkeit, den Körper von der schweren Last zu befreien und die Gegend zu bewundern. Im Norden sehe ich die Mårmastugan wieder, die sich weiter unten hinter dem Felsrücken versteckt hatte. Im oberen Talkessel des Moarhmmáglaciärs liegt Schnee in den tiefen Spalten des Gletschers. Ich esse etwas und steige mit neuer Kraft und Konzentration weiter auf.

Nordseite des Mårmapasset
Nordseite des Mårmapasset

Auf 1.466 Metern erreiche ich einen zweiten Balkon. Wieder nutze ich die Gelegenheit, den Rucksack abzusetzen und die Landschaft zu bewundern.

Aufstieg Mårmapasset Aufstieg Mårmapasset

Nun kann ich auch den Moarhmmáčazačohkka sehen. Der Moarhmmábáktiglaciären versteckt sich aber weiterhin. Diesmal halte ich die Pause kurz. Die Steigung nimmt langsam ab und die Felsen werden kleiner. Ich erreiche ein kleines Schneefeld, an dessen Fuß mich die Steinmännchen nach Osten führen. Wenig später, bei rund 1 530 m, habe ich plötzlich ein Stück vor mir, das aussieht wie eine Straße. Der "Fahrweg" hört aber schon nach wenigen Metern wieder auf. Immer mehr Erde schimmert zwischen den Felsen, und die Steinmännchen werden weniger.

Mårmapasset Mårmapasset

Zwischen mir und einem großen Steinmännchen auf der Passhöhe (1590 m) liegt noch ein Schneefeld. Nachdem ich dieses umgangen habe, bin ich oben. Oder doch nicht? Der Pass besteht aus einem ausgedehnten Blockfeld mit losem Geröll. Hier stehen zwei große Steinmännchen. Ein noch größeres steht weiter westlich, näher am Vássačohkka. Vor mir liegen die Gipfel der südlich des Visttasvággi gelegenen Berge. Der Kebnekaise versteckt sich hinter dem Kaskasatjåkka (Gaskkasčohkka). Was mich beim Abstieg erwartet, kann ich noch nicht erkennen.

Mårmapasset
Mårmapasset

Ich suche mir einen schönen Felsen und mache Mittagspause. Nachdem ich den Rucksack abgestellt habe, gehe ich ein Stück weiter, um den Abstieg sehen zu können. Vor mir liegt ein ausgedehntes Geröllfeld und an der Flanke des Vássačohkka liegt ein großes Schneefeld.

Abstieg vom Mårmapasset zum See P.1337

Abstieg vom Mårmapasset Abstieg vom Mårmapasset

Um 13 Uhr beginne ich den Abstieg. Es geht den Berghang Ruomasčorru hinab. Dabei orientiere ich mich an der Route auf der Fjällkarte sowie am zweiten großen Steinmännchen. Das erweist sich jedoch als Fehler, denn durch die Steinmännchen lande ich in einem großen Blockfeld. Die Felsen sind sehr groß und während ich aufwärts noch gut hochkomme, bereitet mir der Abstieg Probleme. Dieses Stück wurde auch von anderen über das Schneefeld am Vássačohkka passiert. Anstatt mich nach Osten zu orientieren, gehe ich nach Westen und suche ebenfalls eine Möglichkeit, das Schneefeld sicher zu betreten. Vor allem dort, wo es an große Felsen grenzt, ist der Schnee oft dünn, sodass sich Höhlen bilden können.

Zuvor hole ich das Handy heraus und schaue, ob ich Empfang habe. Und tatsächlich habe ich unterhalb des Passes auf ca. 1.545 Metern sogar 5G-Empfang. Ich schreibe eine kurze Nachricht an meine Eltern, schicke ein paar Fotos und schalte das Handy wieder aus. Erst bei Kebnekaise dürfte ich wieder Empfang haben. Ansonsten bleibt es bei zwei InReach-Nachrichten pro Tag: eine zur Mittagspause und eine mit der neuen Zeltposition.

Abstieg vom Mårmapasset
Abstieg vom Mårmapasset

Über das Schneefeld steige ich schnell 90 Höhenmeter ab. Mein nächstes Ziel ist der kleine See P.1337. Was so nah aussieht, dauert unendlich lange. Für die 1,2 Kilometer und 130 Höhenmeter brauche ich rund 90 Minuten. Ich bin müde und muss besonders darauf achten, wohin ich trete. Die Felsen sind mal groß, mal klein. An einigen Stellen sind sie lose und wackeln. Ein paar Meter weiter liegen sie dagegen flach und das Wandern ist einfach.

Furt am See P.1337Furt am See P.1337

Gegen 15 Uhr erreiche ich den Abfluß des kleinen Sees P.1337. Da meine Füsse ein Abkühlung gebrauchen können, fackele ich nicht lange und wechsel in die Cros. Das kalte Wasser tut gut. Eigentlich hatte ich heute nicht geplant, den Kocher herauszuholen, aber in weiser Voraussicht hatte ich Asia-Nudeln ins Deckelfach getan. Bevor ich weiter absteige, würde mir eine Pause mit einer kleinen Stärkung guttun. Bei der Planung hatte ich überlegt, bereits hier zu zelten, denn es gibt Grasflächen statt Felsen. Ich möchte jedoch das gute Wetter nutzen und bis zum Vássaloamijávri weiterwandern.

Blick zum Mårmapasset Blick zum Mårmapasset

Während ich warte, dass das Wasser kocht, habe ich Zeit, meine zurückgelegte Strecke zu bewundern. Auf dem Schneefeld am Vássačohkka sehe ich, wie jemand absteigt. Bevor ich mich versehe, ist der Schwabe da. Ich bin fast fertig mit dem Einpacken, als er kommt. Wir unterhalten uns noch eine Weile, sodass eine lange Pause für mich daraus wird.

Vom See P1337 zur Furt am Vássajávri

Ich folge dem Schwaben, der schnell zwischen den Hügeln verschwindet. Dadurch passe ich nicht auf und als ich ihn gar nicht mehr sehe, sehe ich auch kein Steinmännchen mehr. Egal, die Richtung ist klar. Es geht weiter über Wiesen hinab zum Vássajávri.

Vássajávri
Vássajávri

Noch einmal muss ich zwischen Blockfeldern absteigen, während der Schwabe schon an der Furt angekommen ist. So kann ich sehen, wie er geht. Aufgrund der Schneeschmelze führt der Fluss viel Wasser und die Furt ist entsprechend breit. Aus der Ferne sieht es aber problemlos aus. Während ich gestern an den Furtplätzen saß, ist es dieses Mal anders herum. Ich ziehe die Schuhe aus und beginne die Querung. Es gibt zwar einige große Steine, aber dazwischen kann ich gefahrlos auftreten. Das Wasser ist kalt, aber ich bin froh über meine Neoprensocken, denn so verliere ich nicht den Tastsinn und kann einfach durch das Eiswasser auf die andere Seite gehen. Als ich durch bin, sehe ich den Schwaben weitergehen.

Abstieg zum Vássaloamijávri

Blick vom VássanjunniBlick vom Vássanjunni

Ich wechsel in meine Wanderschuhe und folge dem Schwaben. Abgesehen von seinem in der Ferne stehenden Zelt werde ich ihn nicht wiedersehen. Ich quere ein Schneefeld und bin wenig später wieder auf dem Pfad. Dieser führt nun bergan und um den Bergausläufer Vássanjunnji herum. Es wird wieder steiniger und der Untergrund ist recht feucht. An der Ostflanke liegt ein großes Schneefeld. Durch den Wind wird die gekühlte Luft zu mir hingetragen. Das tut gut. Da lässt es sich auch verschmerzen, dass ich wieder über ein Geröllfeld wandere. Meine Füße sind schon rund genug. Als Belohnung kann ich ins südliche Visttasvággi schauen und den Gaskkasčohkka (Kaskasatjåkka) sehen.

NjunniNjunni

Dann taucht die Erhebung südlich des Vássaloamijávri vor mir auf. Der See ist nicht mehr weit. Mein Blick fällt auf die Berge auf der anderen Talseite des Visttasvággi. Ich mache Njunni aus. Da will ich morgen hin. Uff. Ich versuche, mich wieder auf meine Schritte zu konzentrieren. Vor allem, wenn ich müde werde, besteht die Gefahr, umzuknicken. Als ich den Vássaloamijávri sehen kann, eröffnet sich mir ein schöner Blick in das Unna Reaiddávaigat mit dem Pyramiden. Ich möchte am Abfluss des Vássaloamijávri zelten und verlasse deshalb nun den Pfad. Über Wiesen steige ich ab.

Abstieg zum Vássaloamijávri
Abstieg zum Vássaloamijávri

Inzwischen sind die Mücken wieder aktiv. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, es ist spät geworden. Um 20:15 Uhr, also 12 Stunden nach meinem Start habe ich mit etlichen Pausen mein Ziel erreicht. Ich baue das Zelt auf, hole Wasser und gönne mir zur Belohnung einen Cappuccino mit etwas Gebäck. In der Zwischenzeit weicht der Kübris-Bohnen-Kartoffeleintopf ein. Ich packe meine Sachen aus und esse gegen 22 Uhr. Das Zelt steht inzwischen im Bergschatten. Den direkten Abstieg ins Visttasvággi zu inspizieren, verschiebe ich auf morgen. Müde verkrümel mich in meinen Schlafsack und schlafe schnell ein.

Am Vássaloamijávri
Am Vássaloamijávri

Karte
Profil

Mårmastugan STF

MårmastuganMårmastugan

Die Mårmastugan im Vierrovággi (Kirunafjällen) gehört zwar zum STF, kann jedoch nicht gebucht werden. Die Übernachtung ist kostenlos. Neben zwei Holzpritschen zum Schlafen, gibt es eine Trockentoilette. Die Hütte wurde 2022 renoviert und erfreut sich einiger Beliebtheit.

68°5'44" N, 18°45'56" E Öffne in Lantmateriet.se Öffne in Opentopomap.org

09.2025

Umbenennungen Moarhmmá

Die Gipfel des Mårma-Massiv wurden im Laufe der Zeit umbenannt und selbt die Höhen haben sich geändert. So wurde aus dem Mårmapakte der Moarhmmábákti [1893m]. Seine drei Gipfel wurden auch als Sydtoppen [1944m], Mellantoppen [1893m] und Nordtoppen [1824m] bezeichnet. Höktopparna (Falkengipfel) liegt mit Lilla Höktopparna [1855m] und Stora Höktopparna [1865m] östlich vom Moarhmmábákti.

Der Mårmatjåkka [1938m] westlich des Moarhmmáglaciären ist heute namenlos [1944m]. Dafür gibt es einen Moarhmmáčohkka[1885m/1866m] nördlich des Moarhmmábáktiglaciären. Der Mårmatjatjatjåkkå wurde zum Moarhmmáčazačohkka [1699m].

09.2025

Seite zurück
nach oben
Seite  vor