Abstieg zur Alesjaurestugan
Am Morgen haben sich die Wolken verzogen. Für mich steht der Abstieg nach Alisjávri an. In der Alesjaurestugorna will ich noch einmal in die Butik. Auch wenn ich nichts mehr benötige, so ein paar Leckerreien für die letzten vier Tage wären schön. Über Nacht hatte ich Süddkartoffeln mit Apfel eingeweicht. Gewürzt mit Zimt und einige Mandeln dazu ist die Mischung mal etwas anderes zum Frühstück. Ich erhitze es kurz und ein weihnachtlicher Duft zieht durch das Zelt. Als ich meine Sachen im Zelt einpacke kommen die ersten Wanderer von Alesjaure vorbei. Als sie mein Zelt sehen verstummt das Gespräch. Wirklich höflich die Schweden, dabei bin ich schon wach.
Gegen halb neun ist der Rucksack gepackt und ich beginne mit dem Abstieg nach Alisjávri. Wie üblich führt der Weg nicht direkt durch die Sameviste, sondern daran vorbei. Der Pfad führt zwischen kleinen Hügeln und Tümpel hindurch. Das Gelände wird langsam steiler und dann kann ich die ersten Häuser von Alisjávri, einer Sommer-Sameviste der Laevas Sameby, sehen. Sie liegt am Südostufer des Alisjávri. Ein Wegweiser verspricht ide Alesjaurestugorna in 1½ Kilometern. Die thront auf einem Hügel am Westufer des Aliseatnu. Ein Quad fährt langsam durch die Siedlung. Wenig später startet ein Motorboot und fährt zur Hütte. Es ist der Shuttleservice, der die Hütte mit dem Nordende des Alisjávri verbindet.
Der Weg führt nund durch Weidengestrüpp und dann erinnere ich, dass ich gleich den Fluß vom See P901, der zwischen Durkkečohkka und Doaresoaivi liegtm, queren muss. Zwischen Büschen rauscht es schon. Zwar liegen einige Steine im Wasser, aber wenn ich nicht den Tag über in nassen Schuhen wandern will, dann muss ich in die Crocs wechseln. Ich beeile mich und nach 10 Minuten habe ich wieder die Wanderschuhe an und kann ich weiter wandern.
An der Hängebrücke stehen auf beiden Seiten noch einige Zelte. Ich quere den Aliseatnu über die 41 Meter lange Hängebrücke und steige hoch zum Hauptgebäude mit der Butik. Es ist kurz nach 10 Uhr und es sieht recht verlassen aus. Nach dem ich eingetreten bin, sehe ich im Nebenraum eine Gruppe mit STF-Kleidung sitzen. Ich frage ob die Butik noch offen ist und kann mich ins Shoppingparadies stürzen. Eigentlich brauche ich nichts. Schokolade, Schinken, Rentiersalami, Trinkschokolade und Erdnüsse landen im Korb für zusammen 20 € (225 SEK). Ich sehe für den Restmüll keinen Mülleimer und so werde ich meinen Abfall bis Absiko tragen. Die Hüttenwartin hatte mir Unna Allakas empfohlen, als sie hörte, dass ich noch drei weitere Tage habe. Ich habe aber anderes vor. Diesmal will ich den Höhenzug zwischen Alisvágge und Gámavuopm erkunden.
Zum Čoalmmijohka
Ich verlasse die Alesjaurestugorna auf dem Kungsleden nach Norden. Nach der Furt am Čoalmmijohka (in der Karte steht Čoalmminjira, aber jira bedeutet Bergrücken) will ich langsam zum Stálubákti aufsteigen. Zwar ist in der Karte kein Weg eingezeichnet, aber da es auf dem Höhenzug eine Rengärde gibt, hatte ich Satelittenfotos genauer betrachtet und eine Quadspur entdeckt. Sie führt vom Alisjávri hinauf zur Rengärde. Von dort geht es zu den Seen westlich des Hárpočohkka und abwärts ins Gámavuopmi. An der Südesite des Gámaeatnu (Kamajåkka) gibt es einen Pfad, der den Wanderweg von Rovvidiesvvá nach Vuopmegeahči quert und an der Brücke über den Šiellajohka auf den Kungsleden trifft. Da morgen jedoch Regen angesagt ist, will ich schauen ob ich auf dem Höhenzug entlang weiter gehen kann. Durch Fjällbirkenwald mit Getrüpp und eventuellen Flussquerungen möchte ich bei Regen nicht unbedingt wandern.
Der Kungsleden führt ein kurzes Stück am Kiesstrand des Alisjávri entlang. Eine Ecke die ich jedesmal wieder besonders mag. Das gletscherfarbene Wasser des Alisjávri plätschert gegen die Kiesel und ich habe einen schönen Blick den See entlang. Das steigt der Kungsleden durch Weidenbüsche etwas auf und trifft auf den Čoalmmijohka. Er fliesst hier in einem breiten Kiesbett. Durch den vielen Schnee hat er immer noch gut Wasser. Zwei Wanderer sitzen am anderen Ufer und lassen ihre Füsse trocknen. Die zweite Furt des Tages für mich.
Aufstieg zum Stálubákti
Nach dem Čoalmminjira folge ich den Kungsleden noch rund 500 Meter, so der Plan. Im Hang kann ich die Quadspur sehen, aber zu Fuß erscheint mir die Wegführung nicht so ideal. Da die Weidenbüsche aber weniger werden, verlasse ich den Kungsleden schon etwas früher. Ich suche mir also einen Weg über den grünen Hang. Weidengestrüpp meide ich, genauso wie Steine und zu steile Aufstiege. Plötzlich treffe ich auf einen Pfad und ist das nicht ein Steinmännchen? Eindeutig. Mit einem Pfad neben der Quadspur hatte ich nun gar nicht gerechnet. Dauf rund 930 m Höhe treffe ich auf den Fluss vom Čoalmmičohkka. Dort wo die Steinmännchen stehen erwarten mich nasse Füsse. Auf- oder Absteigen? Es ist schon Mittagszeit. Ich suche mit etwas Schutz vor dem kalten Wind und nutze die Gelegenheit Wasser für Kartoffelpüree zu kochen. Auf der Gegenüberliegenden Talseite kann ich schon ins Visttasvággi blicken. Als die Sonne hinter einer Wolken verschwindet, packe ich ein. Etwas unterhalb meines Pauseplatztes verbreitert sich das Flussbett und das Wasser fliesst flach über grosse Kieselsteine. Hier kommen ich problemlos in Wanderschuhen ans andere Ufer.
Die mit Steinmännchen markierte Route führt weiter in die richtige Richtung. Der Quadweg verläuft weiter am anderen Ufer. Über Wiesen geht es in Flussnähe hinauf in den Sattel zwischen Čoalmmičohkka und Stálubákti. uf rund 1000 m Höhe vereinigen sich Quad- und Fussweg. Ich wandere nun wie auf einem Feldweg durch das Kalfjäll.
Auf dem Höhenzug entlang zum Várddut
Den Quadweg und Sterinmännchen folgend laufe ich auf den Bergausläufer des Čoalmmičohkka zu. Weiter hoch möchte ich eigentlich und neben mir locken grünen Wiesen. Und wohin will ich nun eigentlich? Ich steuer einen Felsen an und hole die Karte heraus. Von hier kann ich die Steilwand am Adnjetårro sehen und das türisfarbene Wasser des Áhpparjávri leuchtet mir entgegen. Den Höhenzug entlang sehe ich eine Erhebung, die ich zuerst für den Hárpočohkka halte. An den Berg muss ich nördlich vorbei. Also weiter Richtung Norden. Die grünen Wiesen stellen sich schnell als sehr feucht heraus. Es gab schon einen Grund, warum die Steinmännchen weiter oben im Gelände verlaufen. Nach rund 700 nassen Metern bin ich wieer auf dem Quadweg.
Vor mir taucht ein steiler Hügel auf und die Quadspuren gerade hoch. Wieder überlege ich, aber neben der Erhebung wartet der nächste Sumpf. Ich quere auf der Spur einen Wasserlauf und quäle mich die steile Kante hoch. Die 30 Höhenmeter sind schneller geschafft als befürchtet. Oben angekommen sehe ich schon die Rengärde. Führe mehre Kota stehen die Stangen aus Birke bereit. Dazu gibt es Holzschränke. Die Rengärde hier ein Arbeitsgehege (arbetshage), welches zum Beispiel für Kalbmarkierungen genutzt wird.
Der Quadweg führt nun Richtung Nordost auf dem Höhenzug entlang zu den Seen am Hárpočohkka. Er sieht deutlich weniger benutzt aus, ist aber immer noch deutlich zu folgen. Die Steinmännchen sind aber verschwunden. Wieder geht es hinab in eine Senke und auf der anderen Seite wieder hoch. Ich habe inzwischen einen schönen Blick auf die norwegischen Berge. Dort liegt immer noch deutlich mehr Schnee. Besonders der markante Storsteinsfjellet fällt ins Auge.
Als ich die Seen am Hárpočohkka erblicke entschliesse ich mich die Quadspur zu verlassen. Sie führt an den Seen vorbei den nördlichen Berghang hinab ins Gámavuopmi. Ich gehe auf die Landbrücke zwischen den beiden Seen zu, quere den Wasserlauf und umrunde eine Erhebung. Vor mir liegt nun der Hárpočohkka. Ich gehe über Heidegestrüpp um die Nordflanke. Das nächste Ziel ist der Várddut. Südlich von ihm liegt ein See, den ich inzwischen als Übernachtungplatz auserkoren habe.
Die Ergebungen auf dem Höhenzug gleichen Querrippen. Die Gipfel sind felsig, die Täler grün und teilweise sumpfig. Es geht auf und ab. An der Nordflanke entlang, versuche ich nicht zuviel Höhe zu verlieren. Dann kann ich eine Antenne auf einem der Gipfel sehen. Der Várddut kündigt sich an. Noch einmal um eine Erhebung herum und dann sehe ich den See und habe einen tollen Ausblick auf das Godučohkka-Massiv (Kåtojåkka). Zur Begrüssung gibt es gleich einen Regenbogen über dem Suonvárri. War ich bisher im Windschatten der Hügel, trifft mich der frische Wind aus Südosten direkt. Ich versuche eine ebene, trockene und windgeschützte Stelle zu finden. Irgendetwas ist immer und so lande ich schliesslich an der Südostseite des Sees.
Ich baue das Zelt auf und richte mich ein. Ich trinke einen heissen Kakao, den ich in Alesjaure heute gekauft habe und hole dir Karte hervor. Wie geht es morgen weiter? Ich könnte weiter auf dem Höhenzug zum Ribakbákti gehen und würde anschliessen auf den Wanderweg zwischen Rovvidiesvvá und Vuopmegeahči treffen. Zwischen Várddut und Ribakbákti verläuft allerdings ein Rentierzaun, edn es zu queren gilt. Für morgen ist weiterhin Regen abgesagt, und so erkunde ich, ob ich von hier direkt zum Kungleden absteigen kann. Auch wenn es auf der Karte steil aussieht, am Südufer des Seeausfluss entlang sollte ich morgen problemlos absteigen können.