Rund um Kebnekaise
Rund um Kebnekaise

14. Tag: am Gearbilčohkka · Rentierzaun · Gearbiljávri · über die Hochebene Luohttiláhku · Alip Suoričohkka · Geargevággi

Über die Hochebene Luohttiláhku ins Geargevággi

Durch den Nebel am Gearbilčohkka (Kärpel) entlang

Morgens um 7 Uhr ist es klamm im Zelt. Draussen herrscht dichter Nebel und es ist windstill. Die Wolken liegen so tief, das ich quasi keine Sicht habe. Das ist schlecht, denn heute will ich weglos über die Hochebene Luohttiláhku westlich der Sälka-Bergkette zum Geargevággi wandern. Dieses bringt mich auf die Südseite des Tjäktjapass zum Kungsleden.

Ich hatte nicht viele Informationen über die Hochebene zwischen dem Luohttičohkka und Alip und Lulip Suoričohkka gefunden. Der Name Luohttiláhku tauchte auf einer Karte zu den Rentier-Weidegebieten auf. Auch das Geargevággi schien überwiegend unbekannt zu sein. Fast alle Internetreferenzen bezogen sich auf ein zweites Tal mit dem Namen, dem Kärkevagge mit dem Trollsjön bei Abisko. Bei Grundsten gab es jedoch einen Hinweis, der mir Mut machte:

Durch das Tal kann die Hochebene an der Norwegischen Grenze erreicht werden. Es kann als direkte Verbindung zwischen Tjäktjastugan und Hukejaurestugan dienen.

Zudem fand ich zwei Tripreports, die mich ebenfalls optimistisch stimmten. Das steinige Tal wirkte recht grün.

Aber wie komme ich auf die Idee dort hin zu wollen? Als ich 2014 den Tjäktjapass herab stieg, sah ich zwei Wanderer mit großen Rucksäcken dort aufsteigen. Ich blickte ihnen nach und fragte mich wie es auf der anderern Seite wohl aussehen mag.

Elf Jahre später liege ich im Zelt und sehe wegen Nebel nichts. Zwar habe ich eine grobe Route auf dem GPS, aber gerade wenn man weglos wandert, ist eine gute Sicht wichtig. Nur so kann die ideale Route vorausgeplant und Sackgassen und Umwege vermieden werden.

Noch aber habe ich Hoffnung. Als ich erneut aus dem Zelt schaue, kann ich etwas weiter blicken. Die Sicht kommt und geht. Ich frühstücke und packe ein. Um 9:30 bin ich startklar und stehe wieder im totalen Wolkennebel. Bis zum Rentierzaun wandere ich weiter auf dem Nordkalottleden und der ist hier gut zu folgen.

Nach einer Viertelstunde kommt mir ein Deutscher entgegen, der den gesamten Nordkalottleden wandert. Er frühstückt beim Gehen und will heute noch nach Sälka zum Einkaufen. In Bodennähe wird die Sicht immer besser. Um kurz nach zehn Uhr bin ich am Rentierzaun. Er trennt die Weidegebiete der Girjas und Laevas Sameby. Eine Kunstoffmatte verschliesst die Öffnung und ist einfach zu entfernen. Wenig später kann ich den Gearbiljohka entlang bis zum Huvkijávri blicken. Die sich bessernde Sicht kommt wie gerufen, denn langsam muss ich mich von Nordkalottleden verabschieden. Ich verlasse den Weg und kann wenig später die Hängebrücke über den Gearbiljohka sehen.

Ich muss nun den Gearbilčohkka soweit umrunden, bis ich nach Nordosten gehe. Ich könnte natürlich auch über den Hügel gehen, aber mit schweren Rucksack ist es einfacher der Höhenlinie zu folgen. Ich suche mir den besten Weg und bin dann dichter am Ufer des Gearbiljávri als ich eigentlich wollte.

Über die Hochebene Luohttiláhku an der Norwegischen Grenze

Der Gearbiljávri bleibt nun mein Begleiter. Auf 960 m Höhe groove ich mich ein und wandere über Wiesen. Einige Querrippen müssen erklommen werden. Von den Bergen Sälka-Kette ist noch nichts zu sehen. Damit ist die Richtungsorienierung schwieriger. Über mit die tiefe Wolkendecke und vor mir eine hügelige Landschaft, die die Sicht weiter einschränkt. Mir bleibt nur der See, von dem ich mich nicht wirklich entferne. Ich steuer eine Erhöhung nach der anderen an. Ich bin etwas westlicher, als mir mein GPS mit der gelanten Route anzeigt. Diese hatte ich aber rechtwillkürlich gezogen. Zwei Flüsse muss ich bis zum Geargejohka queren, an dessen Ufer ich ins Geargevággi aufsteigen will.

Vor mir sehe ich die nächste Erhebung mit markanten Felsen. Ich steuer sie an und mache meine zweite Frühstückspause. Dabei nutze ich die Gelegenheit und hole die Karte heraus. Ich kann inzwischen den nördlichen Teil des Gearbiljávri entlang schauen und müsste bald an den ersten Fluß kommen. Dieser entspringt an der Nordflanke des Gearbilčohkka und sollte damit einfach zu queren sein. In Richtung Nord kann ich einen Pass sehen. Da die Berge weiterhin in den Wolken hängen, vermute ich die dort dem Pass zwischen Luohttičohkka und Alip Muorahisčohkka.

Wenig später komme ich an den Wasserlauf. Über Feuchtwiesen und Steine kann ich das Tal queren und steige auf den nächsten Erdwall. Rund 20 Minuten später erreiche ich den nächsten Fluß. Dieser hat sein Quellgebiet an der Westflanke des Lulip Suoričohkka und führt deutlich mehr Wasser. Ich stehe erhöht und muss als erstes ein langgezogenes Schneefeld queren. Nur wo kann ich den Wasserlauf queren? Vor einer 90°-Kurve ist der Fluss gestaut und sieht tief aus. Hinter her Kurve fliesst er über zwei Geröllbänke. Die zweite könnte sich eignen, in Wanderschuhen über den Wasserlauf zu gehen. Nur kann ich den Uferbereich auf meiner seite nicht einsehen. Vor mir ist eine leichte Verbreiterung und ich beschliesse dorthin anzusteigen. Das Wasser ist hier nicht tief und so wechsel ich die Schuhe und bin schnell am anderen Ufer. Damit sind beide Flußläufe gequert und ich kann weiter Richtung Geargevággi wandern.

Da ich immer noch deutlich unterhalb meiner geplanten Route bin, orientiere ich mich langsam weiter nach oben. Die Hänge gehören hier schon zum Bergausläufer des Alip Suoričohkka. Dessen schroffe Felswand kann ich vor mir schon etwas sehen. Auch wenn hier deutlich mehr Steine liegen wandere ich immer noch über Heidefläche. An einem kleinen Bachlauf ist es Zeit für die Mittagspause. Kartoffelpüree steht heute auf dem Speiseplan und wie immer ein Tee. Ich habe Zeit die Ebene unter mir zu betrachten. Nach Westen kann ich inzwischen die ersten Berge in Norwegen sehen. Auf dieser Seite der Sälka-Berge gibt es deutlich mehr Schneefelder als entlang des Kungsledens. Zum Glück muss ich nur wenige queren oder umgehen. Plötzlich rieche ich Rauch. Westlich des Luohttijávri ist eine Hütte eingezeichnet und die würde mit der Windrichtung passen. Dort bereitet wohl auch gerade jemand das Mittagessen zu.

Nach der Pause wandere ich weiter an der Westflanke des Alip Suoričohkka entlang. Und dann endlich sehe ich meine ersten Rentiere. Sie äsen weiter oben im Hang und haben mich noch nicht gesehen. Kaum bemerken sie mich, ziehen sie langsam hinauf in des Tal zwischen Lulip und Alip Suoričohkka und entschwinden so meinen Blickfeld. Die Wolken lichten sich weiter und ich kann nun auch den Geargevákkičohkka sehen.

Ich steige weiter sachte auf, immer am Berghang entlang. Um kurz vor 15 Uhr kann ich den Taleinstieg ins Geargevággi sehen und die Gipfel vom Geargevákkičohkka und Alip Suoričohkka sind nun wolkenfrei. Noch einmal blicke ich mich um. Als ich Richtung Luohttičohkka blicke, fällt mir im Tal ein Schneefeld mit komischen Felsen auf. Erst als ich durch den Kamerazoom schaue, erkenne ich eine Rentierherde.

Ich wandere nun auf der Höhe an der Westflanke des Alip Suoričohkka entlang. Zu hoch könnte es steinig werden. Gegen 16 Uhr treffe ich auf den Geargejohka. Über mir ist inzwischen blauer Himmel.

Durch das Geargevággi

Ich beginnen nun mit dem direkten Aufstieg ins Geargevággi. Das steinige Tal wirkt hier gar nicht so steinig, sondern ist sehr grün. Am Ufer des Geargejohka entlang erwarten mich grüne Wiesen. Schnell stellt sich aber heraus, dass sie durch das Schmelzwasser, was von den Berghängen fliesst unter Wasser stehen. Nur mit dem Sonnenlicht sieht es so aus also ob alles nur Gras sein. Blicke ich zurück, schimmert im Gegenlicht das Wasser.

Der Geargejohka fliesst hier über flache Felsen und weiche kurz auf das Flussufer aus, denn langsam werden meine Schuhe feucht. Dann wird der Untergrund feucht. Der Untergrund wird immer steinreicher, bis er in ein Geröllfeld übergeht. Die Steine liegen aber flach lassen sich einfach queren. Auf der Südseite des Geargevággi gibt es ein grosses Schneefeld an der Nordflanke des Alip Suoričohkka. Auf halber Höhe stehen zwei Rentiere. Eines davon hat ein weisses Fell. Sie stehen beide ganz still und beobachten mich. Ich bin noch nicht ganz oben, als ich schon den Gipfel des Čeakčačohkka (Tjäktjstjåkka) sehen kann.

Auf der Passhöhe erwartet mich ein kleiner See, an dessen Ufer recht viel Schnee liegt. Die Schneefelder haben mich also wieder. Ich blicke noch einmal zurück Richtung Norwegen, dann beginne ich mit den Abstieg zum Tjäktjavagge. Ich muss dabei grosse Schneefelder umgehen oder queren. Neben mir sammeln sich all die Bäche von beiden Seiten und formen auf der südlichen Talseite einen Fluß. Der Boden ist steinig oder nass oder unter Schnee versteckt und ein Zeltplatz kommt nicht in Sicht. Da ich morgen in Sälka einkaufen möchte und die Butik über die Mittagszeit lange geschlossen ist, möchte ich für morgen genug Strecke haben um am Nachmittag dort einzukaufen.

Ich steige weiter ab und habe die Hoffnung schon fast aufgegeben, als ich einen Hügel in der Talmitte sehe. Er trennt den See P1150 vom tiefer fliessenden Fluss und ist schneefrei. Ich muss noch ein weiteres Schneefeld queren, dann erklimme ich die Erhöhung. Am höchsten Punkt finde ich einen schönen Platz und habe sogar etwas Windschutz. Ein Blick auf die Uhr, es ist schon wieder 18 Uhr geworden. Der Wetter bericht kündigt Regen. Noch aber scheint die Sonne und ich habe einen tollen Blick auf die Gipfel des Čeakčačohkka-Massiv.

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